Archiv des Autors: Sabine Wolf

Von leckeren Muffins, Musik und Sonnenschein

Florim und ich mögen beide die Musik und essen für unser Leben gern! Warum diese beiden wunderbaren Dinge nicht verbinden, dachten wir uns und besorgten uns alles Nötige um einen gemütlichen Nachmittag bei mir zuhause zu verbringen.

Eins vorweg: Ich muss zugeben, wir haben eine Fertigmischung verwendet – ich weiß, eine Schande. Geschmeckt hat es trotzdem, und außerdem war Florims Klaviersolo fresh wie sonst was. Braucht also keiner was sagen.

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Aber eins nach dem Anderen. Zuerst die Backmischung in die Schüssel Milch und die Eier drauf (selber aufgeschlagen). Den Teig kräftig rühren und ab damit in die Muffinformen (waren auch mit dabei). Jetzt heißt es erstmal warten. In der Zwischenzeit legt Flo ein tolles Solo auf dem Klavier hin. Bei der Darstellung seines neuen atonalen Improvisations-12-Tonmmusikstücks muss ich unwillkürlich an Schoenberg denken.

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Nach einer Weile duftete es bereits lecker aus der Küche und wir holten die fertigen Muffins aus dem Ofen. Gott Sei Dank haben wir sie fair aufgeteilt, ansonsten hätte ich wohl alle am gleichen Tag aufgegessen.

Ben Deiss, Freizeitassistent bei integration wien

Tschüß, Nordmann: Der Abschied von Antti


Ich habe ja schon lange einen Wechsel geplant, doch nun erst ist es offiziell: Antti kann nicht länger mein Assistent sein. Wieso das nötig ist? Nun, lassen Sie es mich einmal so ausdrücken: Es war zwar prinzipiell mit ihm immer ganz angenehm, aber irgendwie hatte ich manchmal das Gefühl, nicht ausreichend gefordert zu werden.

Was jedoch umso günstiger gelaufen ist, das waren die neuen Formen von Umgang, die Antti mir beigebracht hat. Ich habe erst neulich darüber nachgedacht, wie sehr ich immer von Antti – und im Grunde von allen Männern – behauptet habe, wie wenig emotional sie seien. Und dass man zu Antti keine tiefe Bindung aufbauen könne. Nun, wenn ich es mir recht überlege, mag dies vielleicht nicht die weibliche Tiefe erreichen; jedenfalls existierten durch unsere Beziehung immer Vorteile, die eigentlich leicht übersehen werden könnten.

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Beispielsweise muss die Introversion erwähnt werden, mit welcher Antti immer durch das Leben ging. Im Grunde genommen macht ihn dies zu einem so großen Ruhepol, dass er mir damit auch als eine Art „Touristenführer durch das Leben“ weitergeholfen hat. Er zeigte mir damit, wie man am allerbesten Ruhe bewahrt und niemals die Fassung verliert. Doch auch konnte – und musste!- er mich manchmal zurückhalten, zum Beispiel wenn ich einem zweiten Klienten die Verantwortung abnehmen wollte. Da musste Antti als frostiger Finne seine Kälte im Inneren nutzen, um ganz klar zu sagen: Stopp! Ebenso, wenn ich beispielsweise zu hilfsbereit sein wollte konnte er mir klipp und klar verdeutlichen, wo meine Verantwortung endete.

Nun, da dies geklärt ist, stellt sich natürlich für jedermann die Frage: Was waren die Höhe- beziehungsweise Tiefpunkte unserer 20 Monate dauernden Assistenz? Nun, erstere waren zahlreich, letztere eher Kleinigkeiten. Insofern würde ich doch eher meinen, dass mir unsere gemeinsame Zeit weit mehr geholfen als geschadet hat.

Meine Top 3 unserer gemeinsamen Höhepunkte:

1.) Filmdreh: Im Grunde genommen könnte dieser auch auf Platz 1 der negativsten Punkte stehen – wenn man bedenkt, was für ein unglaubliches Chaos an diesem Tag herrschte. Doch es hat sich ja gelohnt: 12 Stunden unterwegs zu sein und dafür im Gebäude der Mathe-Uni mit 800 Euro ausgezeichnet zu werden, die dann auch noch aufgeteilt werden, das ist etwas schier Unglaubliches.

2.) Mein Platz 2 liegt erst ein paar Monate zurück: Die Fahrrad- Odyssee quer durch Wien. Was ich dabei erlebt habe, war zwar eine unglaubliche Herausforderung, doch ich habe sie wirklich perfekt gemeistert.

3.) Hier fällt es mir wirklich unglaublich schwer, mich zu entscheiden. Im Grunde genommen muss ich hier mehrere gleichermaßen bewerten: Beispielsweise die drei Feiern in Eva´s Wohnung, sowie die „Werwolfabende“ stechen besonders hervor. Doch auch die Geburtstagsfeier, das Lagerfeuer, die Grillfeste sowie viele Gruppenaktivitäten können dazugerechnet werden.

Was aber sollte man denn nun als Tiefpunkte überhaupt rechnen können? Nun, es ist bei weitem nicht so einfach. Fangen wir einmal mit dem Offensichtlichsten an:

1.) Wie bereits erwähnt muss unser erfolgreicher Film, der uns zumindest in der Inklusionsarbeit so berühmt gemacht hat, auch zu den negativsten Ereignissen gezählt werden. Denn nicht nur der Drehtag selbst, nein, auch die Vor- und Nachbereitung haben uns wirklich den letzten Nerv gekostet. Alleine, das Drehbuch im Kopf fertigzustellen. Dann diese Diskussionen vom Kaffeehaus über das Telefon bis zu den laut rein gebrüllten Vorschlägen an Ort und Stelle?! Aber für mich am Enttäuschendsten war der Diskurs danach in Verena’s Büro. Dabei kam es dann doch zu unserem einzigen etwas härteren Konflikt. Doch endete eine der größten und längsten Auseinandersetzungen in meinem Leben doch noch mit einem blauen Auge.

2.) Das Lagerfeuer war aber auch eine Herausforderung: Antti wollte als Vegetarier niemandem das Essen bezahlen, schon gar kein Fleisch. Dies zwang mich dazu, meinen letzten Zwanziger auszugeben. Trotz wirklich interessanter Gespräche wurde – vielleicht auch dadurch – am Abend die Stimmung immer frostiger.

3.) Eigentlich gibt es ansonsten nichts Schlimmes zu erwähnen.

Zu guter Letzt noch die finale Frage: Was bleibt mir von der Assistenz an Gewinn? Wie bereits erwähnt, der Umgang mit Emotionen sowie die neue Zurückhaltung, die ich gelernt habe. Aber auch all die neuen Kontakte, die Antti mir gezeigt hat, haben sich tief in mein Herz eingegraben. Ohne ihn wären meine beiden letzten Jahre nie so erfolgreich verlaufen.

Daher salutiere ich ihm mit der berühmten finnischen Nationalhymne „Oi maamme, Suomi“ noch ein letztes Mal und sage: „Kiitos, Näkemiin!“- Danke, auf Wiedersehen!

Matthias Ledoldis, Nutzer der Freizeitassistenz

 

Paris, mon amour!

Sonja, Paul (Sonjas Bruder) und ich machten uns am 1. August auf die Reise in die Stadt, die Sonja schon lange auf ihrer Reisezielliste stehen hat – Paris.
Zuerst lag aber noch eine längere Reise vor uns.  Denn mit dem Rollstuhl zu reisen ist etwas ganz Anderes. Am Flughafen schließlich wurde Sonjas Rollstuhl auch eingecheckt und bekam für die Wartezeit noch einen Leihrollstuhl. Endlich durften wir ins Flugzeug, als 1. wohlgemerkt.

Angekommen in Paris war die Vorfreude größer den je. Paul hatte schon eine Idee wie wir ins Stadtinnere und schließlich in unsere Unterkunft kommen. Jedoch scheinen die PariserInnen nicht viel von Barrierefreiheit zu wissen –  diese Erkenntnis hat sich in den darauffolgenden 5 Tagen mehrmals bestätigt, dies hielt uns aber nicht davon ab eine wunderbare Zeit zu haben =)! Also schulterte Paul Sonja, der Rollstuhl wurde im Kofferraum verstaut und endlich konnten wir die Reise in unsere Unterkunft fortsetzen.

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Die AirBnB-Unterkunft war schön und sehr zentral gelegen mit eigener Küche und sogar Terrasse ließen wir uns es in den darauffolgenden Tage richtig gut gehen. Endlich machten wir uns auf den Weg um etwas zu Essen. Nicht weit vom Arc de Triumph verspeisten wir Sonjas Lieblingsgericht. PASTA. Es war Zeit den Eiffelturm zu besichtigen. Sonja kam nicht mehr raus aus dem Staunen, der Eiffelturm glitzerte – genau Sonjas Geschmack. Nach standesgemäßen Selfies ging es auch schon wieder zurück in die Unterkunft und fielen geschafft ins Bett.

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Sonja und ihr Bruder verschliefen fast den ganzen Vormittag. Mittags machte und schließlich Paul ein großes Frühstück à la „Adamelis“ und schlemmten bis in den Nachmittag. Es dauerte immer eine gewisse Zeit bis wir den richtigen Bus fanden um unser Ziel zu erreichen, denn in Paris sind die U-Bahnen nicht mit dem Lift erreichbar. Also waren wir die nächsten Tage auf Busse angewiesen. Louvre stand auch ganz oben auf der Liste, leider bemerkten wir erst dort, dass dienstags die Museen immer geschlossen haben. Uns war das nicht so wichtig, also genossen wir ein paar Crepe im nahegelegenen Park.

Paris_02Notre Dame wollten wir uns am Tag auch nicht entgehen lassen und flanierten einfach durch die Stadt. Am dritten Tag verlief  der Vormittag ähnlich  wie am Vortag. Wir schlenderten den ganzen Nachmittag am Kanal entlang, tranken Kaffee und ließen uns es einfach gut gehen. Machten beim Tour Eiffel noch einmal Halt um diesen Aussichtsturm ein weiteres Mal bei Tageslicht zu bestaunen. Am Abend hieß es „girls night out“ und beschlossen Cocktails zu schlürfen und genossen das lebendige Nachtleben Paris.

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Am vorletzten Tag machten wir uns auf den etwas weiteren Weg zum Mont Martre, der „Märtyrrerhügel“ als höchster Punkt von Paris mit seiner wunderschönen Basilika am Gipfel. Oben genossen wir die Aussicht. Sonja wollte den Aussichtspunkt aufs maximale genießen, also hob ich sie aus dem Rollstuhl und stand mit ihr wie Kate Winslet und Leonardo DiCabrio am Geländer um wirklich ganz Paris sehen zu können =) Ein schöner Abschluss unserer Reise, den wir noch mit einem Bier in der Wohnung feierten.
Am nächsten Tag gings nach unserem Schlemmerfrühstück gleich zum Flughafen, dieses mal mit einem leichter zugänglichen Bus und obendrein auch günstigeren. Zusammenfassend können Sonja und ich sagen, dass Paris eine wunderschöne Stadt ist, die aber noch vieles zum Thema Barrierefreiheit leisten sollte.

Simone Fidler, Freizeitassistentin bei integration wien