Archiv der Kategorie: Freizeitassistenz

Kochnachmittag im Jugendtreff

01_jugendtreffSchon seit 11 Jahren stellt der Jugendtreff Penzing seine Räume für Freizeitaktivitäten der Jugendlichen im Alter von 12 bis 20 zu Verfügung. Diesen April, auf den Vorschlag des ehemaligen Freizeitassistenten von integration wien und jetzigen Einrichtungsleiter des Jugendtreffs, Wolfgang Eller, wurde ein erster gemeinsamer Kochnachmittag für Jugendliche von integration wien und vom Jugendtreff Penzing organisiert. Zwei unterschiedliche Organisationen mit dem gleichen Ziel: die Förderung der Gleichberechtigung und Mitbestimmung der jungen Leute. Nach den positiven Rückmeldungen vom erstem Kochnachmittag freuten Sandy und ich uns, beim zweiten Termin im Mai mitmachen zu können.

Einige Minuten nach 15 Uhr waren schon alle da: sechs Freizeitassistenz-Paare von integration wien, zwei Betreuer vom Jugendtreff und mehrere Jugendliche, die sich schon mit Videospielen oder Tischtennis beschäftigten. Ein paar von uns haben sich gleich in die Küche gesetzt, um zu planen, was gekocht wird. Nach längerer Diskusion, die die Geduld von machen ziemlich herausforderte, war die Einkaufsliste endlich fertig. Verschiedene Strudel und Salate standen schließlich am Menü!

03_jugendtreffNachdem wir uns in drei Teams geteilt hatten (pikantes Team, süßes Team und Team Salat), gingen wir zum Penny, der sich zum Glück gleich auf der anderen Seite der Strasse befindet. Ein paar Jugendliche, die im Jugendtreff vorbeigekommen sind, kamen mit. Der Einkauf verlief etwas chaotisch. Aber wenn 12 Leute, davon 3 RollifahrerInnen, mit 4 Einkaufswagen herum laufen, ständig Stau verursachen und nicht ganz sicher sind, zu welchem Team sie gehören oder was sie genau suchen sollen, geht es einfach nicht anders als chaotisch zu. Doch mit ein bisschen Mühe und einer Menge guter Laune war der Einkauf schließlich erfolgreich erledigt.

Bald war die Küche wieder voll und die Atmosphere wurde dynamischer. Einige schnitten die Zutaten für den Salat und machten Limonade, und die andere standen schon beim Herd und machten die Füllung für die Strudel. Sandy und ich beschäftigen uns mit unserem Lieblngs-Teil des Essens – mit der Nachspeise. Als alles fertig war, saßen wir zufrieden am Tisch und genossen das Ergebnis unserer Bemühungen.

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Neben dem Spaß und der guten Laune, welche uns das gemeinsames Kochen beschert hat, war der gegenseitliche Austausch vielleicht das wertvollste Erlebnis. Nicht nur die Jugendliche von integration wien hatten die Chance etwas Lustiges zusammen zu unternehmen und einander besser kennenzulernen, sonder auch die Teenager, die an diesem Samstag spontan zum Jugendtreff vorbeigekommen sind, haben neue Erfahrungen gemacht. Viele von ihnen sind erstes Mal im Kontakt mit Menschen mit Behinderungen gekommen und hatten die Möglichkeit zu sehen, dass jeder genauso „gewöhnlich“ die Zeit mit Freunden und Freundinnen verbringen kann, egal ob man eine Behinderung hat oder nicht.

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Jelena Cekerevac, Freizeitassistentin bei integration wien

Die Kugel rollt ins Glück: Unser Bowlingausflug

Wie bereits erwähnt war Freizeitassistentin Vera ja mein Ersatz für über einen Monat. Wie könnte man wohl diese Eröffnung besser machen als ganz einfach über einen Bowlingabend?

Und so kam Vera auf eine geniale Idee: Weil sie gerade mit Clara auf dem Weg zur Bowlinghalle in der Beheimgasse war, wollte sie dies ganz einfach für mehrere planen. Ben hatte schon zugesagt, allerdings war er später doch verhindert. Dafür sollte Vera jedoch ihren Freund Louis aus Luxemburg mitnehmen. Trotzdem kamen wir uns etwas „unterentwickelt“ vor. Durch Zufall hatte jedoch Angie davon Wind bekommen, als ich gerade im 10A saß. Sie wollte gerne mit Liisa, der lustigen Finnin im Rollstuhl, dazu stoßen. Selbstverständlich waren alle einverstanden.

Und so begab es sich, dass zwei extrem kreative, lebensfrohe und selbstbewusste Assistentinnen mit ihren Mädels in Rollstühlen und einem festen luxemburgischen Jüngling auf den Autisten in der Runde warteten. Dieser kam prompt von der Leo-Slezak-Gasse dazu. Und dann wurden – siehe da! –  geheimnisvolle Türen von der Security geöffnet. Kurz gesagt wurde für Clara und Liisa eine spezielle Hintertür geöffnet, welche mit einer Art Rampe durch einen großen Lagerraum führte und dann in die Halle. Das war schon ganz schön beeindruckend und imposant.

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Noch besser war aber, wie gut ich mich mit Louis verstand. Er erzählte mir sogleich von dem Schultypus mit sowohl deutscher als auch französischer und luxemburgischer Sprache, welche dort gang und gäbe ist. Kein Wunder, dass wir die erste von insgesamt drei Partien gemeinsam spielten. Dann aber bildete ich mit Vera während der letzten beiden Partien ein Team. Und dies aus mehreren Gründen: Erstens hätte ich mit Clara und Liisa Schwierigkeiten gehabt, da wir oftmals schon nicht einmal gemeinsam die Rollstühle über die Rampe brachten. Vor allem war ich etwas zu grob, was Clara auch im wörtlichen Sinne ganz schön ins Schwitzen brachte. Und dann auch noch die Kugeln, die den beiden fast auf die Füße fielen. Schrecklich! Nur Liisa meinte ganz salopp mit ihrem leicht finnisch gefärbten Deutsch: „Kaiiin Problemmmm!“. Ja, ihr konnte man wirklich keine Angst einjagen.

Der zweite Grund war Angie, der gegenüber Vera ein wichtiger Puffer sein konnte. Denn Angie war an diesem Tag, fast noch mehr als meine Ersatzassistentin, eine Sprungfeder, die unbedingt alles und jeden fotografieren musste. Dann kommt sie auf mich zu: „Kannst du DAS fotografieren? Kannst du mir DIES schicken? Hast du JENES schon gespeichert?“. Da ist es besser, als Ausrede Vera und unser Teamspiel zu haben. Zumal unsere Musikerin am Spiel selbst ohnehin herrlich wenig Interesse zu haben schien.

Und drittens: Vera und ich hatten so viel Spaß wie kaum jemals. Ständig flogen die High-Fives, die Küsse und die Umarmungen, da wir beide gemeinsam schlicht unbesiegbar waren. Und so erlaubten wir uns gegenüber unseren Gegnern eine kleine Impertinenz: Wir wackelten den Leuten gegenüber mit dem Popo ins Gesicht. Das ist unser Siegestanz, yeah!

Insofern war dieses Treffen einer der besten „Einstände“, die man sich überhaupt vorstellen konnte. Nur am Abend gab es ein Problem: Wer wollte um knapp Mitternacht noch fahren? Kein Bus, keine Straßenbahn, nichts! Mitten in der Eiseskälte eine Viertelstunde oder mehr auf ein Vehikel zu warten, um dann – nun ja, wieder eine Viertelstunde auf ein noch langsameres Vehikel zu warten, das ist natürlich keine gute Idee. Und so muss mich mein Stiefvater abholen. Ein eher ängstliches Ende bei einer Tankstelle eines sonst so perfekten Tages! Na was soll´ s?

Matthias Ledoldis, Nutzer der Freizeitassistenz

Der Kärntner Reindling oder die drei Wörtherseemännchen

1.Tag:

Wir hätten wohl nicht gedacht, wie sich unser Ausflug nach Kärnten vom 13.-14. April 2017 entwickeln würde. Denn es war um einiges aufregender als erwartet, doch auch würde es uns weitaus mehr ermüden.

Am Donnerstag, 13. April, trafen wir uns um acht Uhr morgens beim Wiener Hauptbahnhof. Von dort ausgehend fuhren wir mit schwerem Gepäck beladen und lange wie eine Karawane zunächst bis Leoben in der Steiermark. Dies würde unsere erste Station sein; denn hier liegt nicht nur die Herkunft meines väterlichen Familienzweiges, sondern wir würden auch das Gastgeschenk für Vera kaufen können. Denn sie hatte tatsächlich unsere Reise erst dadurch ermöglicht, dass sie uns zu ihr nach Hause nach Klagenfurt eingeladen hatte. Es gab zwar kurz eine Diskussion bezüglich der Bezahlung des Geschenks, doch letztlich einigten wir uns auf die Aufteilung nach dem Verhältnis 50:50. Somit hatten wir den Kopf frei für die Besichtigung der Stadt, welche unter anderem die Montanuniversität beherbergt, jedoch auch diverse Regierungs- und mehr oder minder wichtige historische Gebäude. Den Abschluss unseres Stadtausfluges bildete das Mittagessen in einem entlegeneren Gasthaus, welches Hausmannskost führte.

Danach holten wir unser Gepäck aus den Spinden und setzten die Reise nach St. Veit an der Glan in Kärnten fort. Hierbei fuhren wir an diversesten Landschaften vorbei, darunter beispielsweise an großen Felder, Nadelwälder und insbesondere an den Ufern der Mur.

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Bei unserer Ankunft in Sankt Veit wartete bereits Vera mit einem strahlenden Lächeln auf uns, um uns zu sich nach Hause zu bringen. Ihr Haus liegt zwar entlegen, doch ist es wunderschön und sehr nostalgisch. Und ebenso gastfreundlich sind ihre Eltern. Sie sind  Lehrer und haben großes Interesse für Musik und Religion. Zudem haben sie einen dreibeinigen Kater namens Herkules. Bei ihnen stellten wir zunächst unsere Sachen ab, um anschließend eine Tour um den Wörthersee zu machen.

Hierbei führte uns Vera mit dem Auto zu kleinen Städten wie zum Beispiel Pörtschach, wo wir das Ufer entlanggingen und uns eiskalt in den eiskalten Wörthersee stellten, sowie nach Velden, wo wir die „High Society“ des Casinos und der Cafés kennenlernten. Schließlich jedoch gelangten wir nach Maria Wörth auf der Südseite des Sees, welche viel unberührter und schöner ist. Dort gingen wir zunächst zu einer Kirche, wo wir eine relativ große Glocke aus Marmor sahen. Zudem fand gerade wegen des Gründonnerstags eine Messe statt. Besonders interessant wurde es auch im Wald in der Umgebung, wo wir schließlich, im Dickicht versteckt, das kleine Häuschen des berühmten Komponisten Gustav Mahler entdeckten.

Davon merkte ich persönlich jedoch nicht mehr viel, da nämlich plötzlich furchterregende, raschelnde Geräusche aus dem Dickicht klangen. Ich schaute mich um, entdeckte jedoch nichts. Doch plötzlich sprangen zwei Personen extrem schnell aus dem Dickicht hervor und schrien laut. Ich erschrak fürchterlich – bis ich schließlich erkannte, dass mir Theresa und Vera einen fiesen Streich gespielt hatten.

Relativ guter Laune setzten wir schließlich den Weg nach Hause fort, wo mir allerdings die Kurven etwas zu schaffen machten. Vera unterhielt uns jedoch mit einigen Familiengeschichten, welche durchaus sehr unterhaltsam klangen und mich von meinem Schwindelgefühl ablenkten. Zuhause angekommen aßen wir zunächst einmal zu Abend, bevor wir schließlich die Nacht mit einem schönen, lustigen und interessanten „Activity-Spiel ausklingen ließen. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals bei einer Abendgesellschaft so viel gelacht zu haben. Erst danach, es war schon knapp Mitternacht, begaben wir uns nach einem wirklich langen, aufregenden Tag zu Bett. Ich hatte allerdings große Probleme damit, einzuschlafen, da ich noch nicht die Herausforderungen des nächsten Tages kannte.

2.Tag:

Auch der nächste Tag war mit einem großen Programm verbunden: Es begann mit einem unglaublich guten musikalischen Vorspiel mit Vera an der Harfe und ihrem Vater am Klavier. Diese Einlage war zwar sehr toll, dennoch musste Vera sehr bald wieder ihre Rolle als Chauffeurin einnehmen, denn wir hatten noch viel vor. Die Burg Hochosterwitz konnten wir allerdings nur aus der Ferne besichtigen: Sie war zu dem Zeitpunkt noch geschlossen.

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Dazu gehörte zunächst der Ausflug nach Virunum und den Magdalensberg, wo sich römische Ausgrabungen aus nachchristlicher Zeit befanden. Ich hatte allerdings immense Schwierigkeiten, mich darauf zu konzentrieren. Denn nun wurde es – im wahrsten Sinne des Wortes –  zu steil für mich. Die Kurven waren so schlimm, dass ich Mühe hatte, nicht auf der Stelle zu erbrechen. Gott sei Dank stiegen wir noch rechtzeitig aus, um durch das steinerne Labyrinth aus Mauern vergangener Zeiten zu gehen. Das Besondere ist allerdings auch, dass diese Mauern tatsächlich nicht nur seltene Schmetterlinge, sondern auch Fledermäuse beherbergt. Man hatte aber vor allem einen unglaublichen Überblick auf frühere Stadtteile wie das Forum, diverse Teile eines angedeuteten Amphitheaters und abgelegene Gassen, die damals noch wesentlich versteckter gewesen sein müssen als heute. Manch einer kann sich jedoch auch schnell darin verirren und sogar mitten auf einer Mauer landen – so geschah es auch mit mir. Vera und Theresa schienen in dieser endlosen Weite, welche sich aus den früheren Versammlungsplätzen zusammensetzte, schier endlos weit weg und klein wie zwei Punkte.

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Doch einmal musste ich die Zähne zusammenbeißen: Nämlich bei der Fahrt nach oben zur Kirche am Magdalensberg. Diese war ähnlich imposant wie die meisten gotischen Kirchen, welche sich durch spitz zulaufende Teiltürme auszeichnen. Allerdings hatte diese Kirche ein Makel: Sie wurde gerade renoviert. Somit stand ein Gerüst völlig anachronistisch an einem der Kirchenschiffe. Wir wussten allerdings einen Beitrag zu leisten: Wir warfen einige Münzen als Spende hinein, für diese konnten wir uns einen großen Stein als Andenken mitnehmen. Er liegt bis heute als Erinnerung in meiner Wohnung.

Schließlich fehlte nur noch ein Programmpunkt: Klagenfurt. Dort allerdings wurde es etwas komplizierter: Während wir durch die diversen Märkte, Plätze und Gassen schlenderten und dabei auf den Lindwurm stießen, fiel uns jedoch auf, dass es kaum einen Ort zum Mittagessen gab. Zumindest für mich nicht: Ich bevorzuge warme Küche mit großem, üppigem und sättigendem Essen. Hierbei würden auch eine Gratis-Semmel und eine Fischsuppe der Tafel – welche es ja eigentlich nur gut meinen – für mich nicht passen. Letztlich blieb mir nichts anderes, als in der Hektik auf dem Weg Richtung Minimundus umso kleinere Pommes und Fischbrötchen von „Nordsee“ in Vera´ s Autos zu essen.

Doch letztlich mussten bei Minimundus doch die Abschiedstränen fließen: Denn Vera verließ uns nun; wir übernahmen voller herzlichen Dank unser Gepäck von ihr und ließen sie durch die Nachmittagssonne nach Hause fahren.

Zum Abschluss konnten wir noch alle denkbaren Sehenswürdigkeiten, aber auch ganze Weltstädte und Metropolen weltweit besuchen – indem wir Minimundus durchwanderten. Erst dann wurde es Zeit, uns mit vollem Gepäck und schwitzend zu dem sehr interessant aussehenden Hauptbahnhof Klagenfurts zu begeben. Von dort aus fuhren wir durch die Dämmerung nach Hause, wobei wir uns trotz unserer unglaublichen Müdigkeit noch die Zeit mit Rätselfragen vertrieben. Wie wir es allerdings in diesem Zustand nach Hause schaffen konnten, das ist auch mir ein Rätsel… aber mit einem original Kärntner Reindling im Gepäck auf alle Fälle!

Matthias Ledoldis, Nutzer der Freizeitassistenz und Theresa Pilshofer, Freizeitassistentin bei integration wien