Archiv der Kategorie: Freizeitassistenz

Montenegro – was ein Leben

Vier Wochen Montenegro. Richtig – das ist dieser schöne Fleck Erde zwischen Albanien und Bosnien und Herzegowina. Dort war ich. Genauer gesagt in Ulcinj (sprich: Ulzin), ganze vier Wochen mit meinem Klienten Florim und seiner Familie.
Ohne wie ein Touristenmagazin klingen zu wollen: Montenegro hat einiges zu bieten – aus kulinarischer Perspektive mit köstlichen Fleisch- und Fischspezialitäten oder der schon 2500 Jahre alten Geschichte Ulcinjs oder der fantastischen Natur, die sich in Form von wunderschönen Stränden und mediterran/subtropischen Vegetation dem Reisenden anbietet.

Essen & Trinken

Eine wunderbare Sache in Ulcinj. Und zwar vor allem deshalb, weil Florims Vater Sejdin nicht nur aus Ulcinj stammt sondern auch ehemaliger Gastronom ist. Für alle für den Balkan üblichen Gerichte, sowie muslimische Speisen, Meeres- und Süßwarenfische führte uns Sejdin nur in die besten Lokale. Der schönste Moment war, als wir köstlich gebratenen Fisch auf einem Floß mit Bierbank auf dem Šasko jezero (Schass-See) speisten.

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Altstadt

Zur Altstadt fuhr ich einmal am Abend mit Florims Bruder Beni. Die besten Palatschinken Ulcinjs genießend und durch die engen Gässchen flanierend fühlten wir uns hunderte Jahre in die Vergangenheit versetzt. Historische Überbleibsel wie etwa Kanonenkugeln machten den Ausflug wirklich zu einem authentischen Erlebnis.

Flüsse & Seen

Wer schon einmal in einer Fluss zu Meer-Mündung gebadet hat, weiß wie reizvoll solch eine Stelle ist. Zuerst ins Meer und dann abschließend ein Hüpfer in das erfrischende Süßwasser des Flusses. Genau solch einen Punkt bietet der Fluss Bojana am südlichen Ende des 13km langen Sandstrandes Ulcinjs. Oft sind wir dort gewesen – nicht zuletzt auch wegen der vielen nah gelegenen Strandbars.

Beach

Sagen Sie mal – auf was haben Sie am meisten Lust, wenn Sie am Strand sind? Einfach nur auf dem Strandbett entspannen? Bei einem kühlen Getränk eine Partie Karten spielen? Oder doch noch eine Pizza direkt am Wasser? In Ulcinj gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Zusätzlich ist Ulcinj auch für Fun- und vor allem Extremsportler wie Surfer und Kiterider eine tolle Anlaufstelle aufgrund gutem Wind und den vielen dort ansässigen Surf- und Kiterider-Schulen.

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Recht auf Leben 

Jetzt kommen wir auch schon zum letzten Punkt meiner Geschichte, der mir persönlich sehr am Herzen liegt. Sejdin kehrt nämlich mit seiner Familie jedes Jahr nicht nur deshalb zu seiner Geburtsstadt zurück um Urlaub zu machen. Es gibt in Ulcinj nämlich seit sieben Jahren ein Therapiezentrum für mehrfach behinderte Kinder mit dem Namen „Pravo na život“. Das heißt übersetzt: „Recht auf Leben“. Das ist deshalb etwas Besonderes, weil in Montenegro die Bevölkerung lange nicht so aufgeklärt und offen für Menschen mit Behinderung(en) ist, wie hier in Österreich. Sejdin ist hat viel für den Verein erreicht, unter anderem organisierte er Konzerte in Wien um Spenden zu sammeln um den Kindern in Ulcinj einen Bus zu kaufen. Seit zwei Jahren nun gibt es jetzt schon einen Fahrtendienst, der die Kinder in den umliegenden Dörfern sicher abholt und auch wieder nach Hause bringt.

Nach Hause kommen – und das ist auch mein Schlusswort heute, ist ein besonderes Privileg. Eines, das geschätzt werden sollte. Menschen in seiner Nähe zu haben, die man liebt und die einen lieben ist wichtig. Deswegen gibt es Pravo na život. Deswegen gibt es Integration Wien.

Ben Deiß,

Freizeitassistent bei Integration Wien

Evas große Abenteuer auf hoher See

Umso aufregender, wenn nicht gar wahnwitziger, war der Donnerstag, der 30. Juli 2015: Eva hatte ihre KollegInnen Claudia und Georg, sowie die KlientInnen Katharina, Leni, Tini und Ralf zu einer Bootstour an der alten Donau eingeladen. Die Fahrt war richtig angenehm! Ich sage das, weil erstens die Alte Donau ein richtig adäquates Gewässer ist. Immerhin wurde dieser Stausee angelegt, um SchwimmerInnen, SurferInnen und BootsfahrerInnen in ihr Element zu bringen. Und zweitens wäre es eine umso größere Herausforderung, hier das Boot durchsteuern zu können, wenn all die ganzen Boote und Schwimmer kämen.

Doch vorher musste ich Eva gegenüber mein Versprechen einlösen: Ich schenkte ihr ein Billett und ein Pastellbild, bei welchen mir auch meine Mama geholfen hatte. Eva war hin und weg von so viel Zeichenkunst (v. a. von meiner Mutter!), aber auch von so viel Hingabe. Da konnte ja heute nichts mehr schiefgehen!

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Trotzdem waren die Fronten auch ganz klar verteilt: Ralf, Claudia, Leni und Katharina würden gemeinsam ein Boot nehmen. Georg, Eva, Tini und ich das andere. Die Aufgaben waren weniger gut aufgeteilt: Ich musste eigentlich die meiste Zeit den Hinweg Richtung Kaisermühlen alleine absolvieren. Nur für ein paar Minuten übernahm Tini das Steuer, die wirklich sehr viel Einsatz zeigte. Doch sonst musste ich immer aufpassen, dass ich weder ein Boot mit zwei Mädchen zum Kentern brachte noch, dass wir von Schwänen attackiert würden. Diese hatten nämlich Angst um ihre Küken, schwammen daher mit uns mit und sahen uns an wie Verrückte. Ach ja, und: Jedes Mal, wenn uns die anderen fast hineinfuhren, musste ich wieder weglenken und ihnen scharf mit meinen „Anwälten“ drohen – sehr wirksam übrigens!

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Die Rückfahrt um knapp halb vier verlief anders: denn obwohl Tini und ich uns auch am Steuer unterhalten konnten, mussten nun Eva und Georg abwechselnd übernehmen. Denn während wir uns abgerackert hatten, hatte Georg mehrere Male das Boot beinahe zum Kentern gebracht und Eva war in der Sonne gelegen. Nun konnten Tini und ich uns im Heckbereich entspannen. Dann wurde es aber noch einmal spannend: Nicht nur, weil wir noch viel zu bereden hatten, sondern auch, weil uns die anderen fast eingeholt hätten. Gott sei Dank konnte Georg noch die Algen aus dem Propeller herausfischen, während sich die anderen nicht nur sprichwörtlich darin verhedderten. Also: unentschieden!

Zum Schluss wollten wir alle noch zum Schwedenplatz, um dort bei einem Eis den Ausflug ausklingen zu lassen. Dort, im Eiscafe Castelletto, wurde jedoch Ralf von Leni, seiner Busenfreundin, sehr geärgert und außerdem ärgerte er sich über Georg, der ihn mit dem riesigen „Kaiser- Franz- Becher“ nicht satt werden ließe. Es wurde sehr laut, wir mussten nach ein paar Fotos schließlich gehen (die übrigens Claudia geknipst hat!). Und so endete der Ausflug noch mit einem witzigen „Sahnehäubchen“.

Fazit: Absolut unterhaltsam und witzig, doch auch eine Herausforderung. Daher gerne wieder!

Matthias Ledoldis

Der Verfasser dieses Texts erhält Freizeitassistenz bei Integration Wien

Der große AssistentInnen-Check

Bei „Integration Wien“ haben alle AssistentInnen eines gemeinsam: den Wunsch, Jugendlichen mit Beeinträchtigung das Leben zu erleichtern und sie dabei so weit wie möglich zu begleiten. Dadurch erhalten die KlientInnen eine seltene Unterstützung, die sie so sonst wohl nie bekämen. Dennoch gibt es ganz unterschiedliche Typen von AssistentInnen: Musikalisch Begabte, die durch ihren Esprit auffallen, die SportlerInnen, die im Alltag nicht zu bremsen sind, sowie die sanftmütigen Sensiblen, an deren Schultern man sich anlehnen kann, etc.. Ich habe selbst seit Mai 2012 eine Handvoll AssistentInnen gehabt und möchte hier gerne diejenigen beschreiben, die in der Ausgabe 18 des vor kurzem erschienen iwi aus Platzgründen zu kurz gekommen sind:

  • Magdi: Kurz für Magdalena. Sie hatte ich nur ein einziges Mal als Vertretung für Sarah, weswegen ich über sie auch nicht so viel erzählen kann. Ich weiß jedoch folgendes: Ursprünglich aus dem bayerischen Landshut, studierte sie in Wien Rhythmik und hat deswegen auch ein absolutes Gehör! Ihr geografisches Wissen konnte sie hingegen an jenem Tag, an dem sie mich begleitete, erweitern. Im „Haus des Meeres“ kam es zu einer unglaublich witzigen Situation, die ich nie vergessen werde: Als ich ihr von den Schildkröten erzählte, welche in Ozeanien vorkommen, folgte die bis heute legendäre Replik: „Wo liegt denn das? In Afrika?“
  • Angie: Kurz für Angelika. Als Frontfrau der Gruppe „Amalea“ hat sie große Bühnenerfahrung, beherrscht das Klavier sehr gut und hat ein ebenso gutes musikalisches Gehör. Ihr großes Interesse neben der Musik ist die Ernährung: Sie ist stolz auf ihren Vegetarismus, hat eine Ernährungsberaterin als Mutter und einen in der Bio-Branche tätigen Vater, konnte mich also dementsprechend beraten. Sie lebt in einer WG, welche meiner Meinung nach unvorstellbar klein und unzureichend ist. Zumindest war dies bei den insgesamt drei Treffen so, die wir miteinander hatten. Ich wünsche Angie, dass ihre Musikkarriere durch die Decke geht!
  • Viktoria: Sie sah ich nur zweimal. Als erste Nachfolgerin von Sarah (meiner ersten Assistentin), knüpfte sie teils an die Erlebnisse zwischen ihr und mir an. Sie ist esoterisch interessiert, doch auch belesen und intelligent. Deshalb nahm sie mich auch zu meiner ersten und einzigen Uni- Vorlesung mit. Ich war stolz darauf, dass sie dieselben für mich interessanten Bücher gelesen hatte wie ich – und sie war stolz auf meine geographischen Kenntnisse. Doch schon bei unserem zweiten Treffen im Naturhistorischen Museum Wiens eröffnete sie mir Unglaubliches: Sie teilte mir mit, dass ihr Freund ein Projekt entwickelt habe, bei welchem sie gerne dabei sein wolle. Daher müsse sie ihren Job als Freizeitassistentin aufgeben. Sie versprach mir, mich bei diesem Projekt mitwirken zu lassen. Doch bis heute hat sie sich leider nicht diesbezüglich gemeldet.
  • Simone, die „Mühlviertlerin“ (angeblich steht diese Region dem kalten, rezessiven Waldviertel in nichts nach): Ein typischer Bauchmensch. Durchaus höchst begabt, Emotionen offen zu zeigen und auch mit einem riesigen Willen ausgestattet. Dies muss sie als ehemalige Mitarbeiterin eines kambodschanischen Forschungszentrums, die sogar mit Haien tauchte, auch haben. Als Kosmopolitin hat sie tatsächlich fast ganz Südostasien bereist, darunter Indonesien mit ihrer Kollegin Eva. Und sie weiß als ehemalige Gastronomieschülerin auch sehr gut über Kulinarik Bescheid – Kochen ist zumindest geringfügig auch mein Hobby! An eine Sache musste ich mich allerdings erst gewöhnen: Ihre Impulsivität glich manchmal einem Vulkan! Ich bin sehr froh, Simone kennengelernt zu haben. Mit ihrer für mich neuartigen Ader hat sie mir nämlich nicht nur meine Grenzen aufgezeigt, sondern auch mein Interesse in der Welt neu definiert. Sie weihte mich in ihren Freundeskreis ein und machte mir eine Sache klar: Egal, wie viel ich von einem Atlas an Hauptstädten behalten könne – sie war schon dort. Damit erlebte sie, was ich visuell vielleicht irgendwie aufnehmen konnte, hingegen direkt und hautnah. Das Zusammensein mit Simone hat mich sehr geprägt. Und umgekehrt ist es hoffentlich auch so – falls ich sie auch etwas aus meiner Welt lehren konnte…

Fazit: Insgesamt sind alle FreizeitassistentInnen individuell unterschiedlich, doch immer auf ihre Art liebenswürdig. Das Besondere aber ist, dass jeder und jede von ihnen in einem bestimmten Bereich Wissen und Fähigkeiten vorweisen kann. Also, liebe jugendliche KollegenInnen: Nichts wie auf zu „Integration Wien“!

 Simone und Matthias
Matthias Ledoldis

Der Verfasser dieses Texts erhält Freizeitassistenz bei Integration Wien