Archiv der Kategorie: Integration Wien

Mach dich tanzklar!

Letzte Woche war es endlich soweit und unser Tanz-Projekt – im Rahmen der Initiative Kultur-Transfair – startete mit einem gemütlichen Vorbereitungs-Treffen in den Räumlichkeiten von integration wien.
Die Teilnehmenden erfuhren mehr über das Projekt, stimmten sich auf die bevorstehenden Workshops ein und klärten offene Fragen. Ganz besonders freuten wir uns über den Besuch von Hunger auf Kunst und Kultur Fotograf Nick Mangafas! Er nahm sich die Zeit bei unserem ersten Treffen dabei zu sein, stellte sich den Teilnehmenden vor, die ihn noch nicht kannten und schoss die ersten Fotos.

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Nun können wir den ersten Tanz-Workshop nicht mehr erwarten und freuen uns sehr auf Christina Gillinger vom Tanzquartier und die Choreografin und Tänzerin Doris Uhlich!

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Worum es konkret geht, hier nochmals im Überblick:

Tanzend in die Freizeit

Ein Kultur-Transfair Projekt von integration wien und Tanzquartier Wien

Im Rahmen unseres Projekts werden bis zu 10 Jugendliche und jungen Erwachsene und ihre FreizeitassistentInnen, die sie begleiten, das Tanzquartier Wien als Institution und zeitgenössischen
Tanz und Performance als Kunstform kennenlernen. In einer Reihe von Workshops, einer Hausführung, einem Vorstellungsbesuch und einer Abschlussreflexion, die von Februar bis Mai 2017 stattfinden, soll den Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeit geboten werden, sich kreativ auszudrücken und gemeinsame Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen, sondern es soll ihnen auch der Zugang zu einer Kulturinstitution erleichtert werden. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bilden eine fixe Gruppe, die an allen Workshops teilnimmt, um ein kontinuierliches Kennenlernen
und Arbeiten zu ermöglichen.

Die Workshops werden zum Teil von der bekannten Choreografin Doris Uhlich geleitet werden, die anderen Workshops von TänzerInnen aus der Kompanie, beziehungsweise anderen TänzerInnen,
die Erfahrung in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung haben beziehungsweise selbst in Kompanien von Menschen mit und ohne Behinderung aktiv sind.

Der Hunger auf Kunst und Kultur Fotograf Nick Mangafas wird den Prozess fotografisch festhalten, wobei wir die Bilder als Erinnerung in kleinen Fotobüchern den Teilnehmenden als Erinnerung zukommen lassen werden.

Ciao, Bella Italia! Die Freizeitassistenz im Urlaub

Ende August machten sich insgesamt elf junge Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam auf den Weg Richtung Italien. Eine Woche lang genossen sie Sonne und Meer, sammelten Muscheln, musizierten am Strand und hatten jede Menge Spaß.

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„Schön und cool“ ist Sonjas Beschreibung für den Urlaub und auch ich als Assistentin würde den Urlaub genauso beschreiben. Olsi, Liisa, Conni, Tini, Antti, Max, Andreas, Katharina, Kathi, Sonja und Eva haben die erste Septemberwoche gemeinsam an der Adriaküste verbracht, genauer gesagt in Ferrara. Als „schön und cool“ ist mir vor allem die gute Stimmung und der Zusammenhalt in der Gruppe in Erinnerung geblieben. Bereits am Anreisetag  war die Stimmung unter allen Urlauberinnen und Urlaubern übermäßig gut, was die neunstündige Autofahrt auch ein bisschen kürzer erscheinen ließ.

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Nach dem Bezug der Bungalows haben wir uns sogleich italienischer Kultur bedient und eine Pizza gegessen. Ein erster Spaziergang durch die Anlage ließ die Vorfreude auf die Woche steigen. Palmen, wunderschöner Sandstrand und schöne Restaurants haben das erste Bild geprägt. Vor allem aber auch das Animationsprogramm, welches Conni nach genauer Begutachtung mit dem Wort „spannend“ kommentiert hat. Eine äußerst passende Beschreibung wie ich finde.

Viel Zeit haben wir natürlich alle gemeinsam am Strand verbracht und abwechselnd Volleyball und Karten gespielt, getaucht und gelesen. Richtig lustig war auch das Wellenreiten mit dem Schlauchboot!

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An zwei Tagen haben wir uns die Städte Ravenna und Comacchio angesehen. Sonja ist vor allem die Tour mit einem 6-Sitzer Fahrrad sehr lustig in Erinnerung geblieben. Raus aus dem Rollstuhl und rein in den italienischen Straßenverkehr! Vorangefahren ist unser lieber Freund Lorenzo, welchen wir am Strand kennen gelernt haben. Er hatte die Idee mit den Fahrrädern und hat uns sogleich alle wichtigen Orte der Stadt gezeigt, inklusive eines Süßigkeitengeschäfts.

Mir ist vor allem die Autofahrt von Ravenna zurück zur Anlage sehr lustig in Erinnerung geblieben. Kathi, welche gefahren ist, Olsi und ich hatten große Schwierigkeiten den richtigen Weg nach Hause zu finden und sind einige Male stehen geblieben, sind umgekehrt und haben Leute nach dem Weg gefragt. Ständig begleitet vom Gelächter der jungen Damen auf der Rückbank. Nach einer Stunde Irrfahrt meinte Liisa: „Ich glaube, wir brauchen einmal jemanden Erwachsenen!“

Sehr genossen haben wir auch das gemeinsame Kochen und Essen. Unser lieber Freund Lorenzo hat uns gezeigt, wie man Muscheln auftaucht und zubereitet. Das war ein Festessen!

Eines der Highlights war für mich mit Sicherheit auch die spontane Jamsession von Kathi (mit der Geige) und Antti (mit der Gitarre) um Mitternacht am Strand. Da nachts in der Unterkunft und auch in unmittelbarer Nähe nicht wirklich viel los war, hatten wir die Idee selbst für Party zu sorgen. Und wo ginge das besser als am Strand? Als Tanzfläche eignete sich der Pavillon, der tagsüber für Hochzeiten genutzt wird, wirklich vorzüglich.

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Abschließend kann ich mich nur bei allen TeilnehmerInnen bedanken! Durch eure Spontaneität, euren Humor, eure Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit ist diese Woche zu einem richtig schönen Urlaub geworden!

Eva Linkeseder, Freizeitassistentin bei integration wien

Von Topmodels und jungen Männern im Adamskostüm – ein Nachtrag zu unserem Grillfest

Sicherlich erinnern Sie sich noch an letztes Jahr, als wir voller Freude einen besonderen Teil der Lobau erkundeten, um dann unser Fleisch und natürlich auch unseren höchst vegetarischen Tofu am Grill auszuprobieren. Dieses Jahr würde eigentlich genau dasselbe passieren, nur würden wir wieder zu unserer alten Lokation zurückkehren. Diese habe ich natürlich nie kennengelernt, zumal ich ja erst ab letztem Jahr bewusst in den Grillprozess eingestiegen bin. Doch natürlich erklärte ich mich dazu bereit, Sabine und Verena beim Tragen zu helfen. Dies hatten wir schon am Vortag im Büro beschlossen. Immerhin befindet sich dieser Ort ohnehin direkt bei der U2-Station Donaustadtbrücke.

IMG_4679Und wie ich schleppen musste! Ich erinnere mich noch daran, einmal als Kind mit einer Packung Klopapierrollen im Arm zu Mama gesagt zu haben: „Na, WIR haben zu tun!“. Mama konnte dazu nur lachen: Sie trug gerade drei volle Einkaufssäcke in zwei Händen. Diesmal jedoch stimmte es: Sabine stellte noch einen extra Sack auf den Trolley, welchen ich dann abwechselnd mit Verena zu schieben versuchte. Hoffnungslos! Hinzu kam, dass wir durch die Vielzahl an Säcken fast schon wie die Frauen der Bantu-Völker mit einem Sack auf dem Kopf hätten gehen müssen, um auch nur einen Teil dort hinbringen zu können. Und so ließen wir den Trolley einfach tatsächlich so lange auf der Brücke stehen, bis Sabine nachkam und uns erlöste.

Zu diesem Zeitpunkt war selbstredend noch niemand da. Nichts, absolut nichts deutete auf den Riesenauflauf hin, der sich danach noch bilden würde. Die ersten waren unter anderem die blinde Laura, die sich jedoch perfekt zurechtfand – und ein sehr lässiger Mann mit Sonnenbrille. Und so bildete sich schon sehr bald die erste große Traube um unseren hölzernen Tisch und den steinernen Ofen. Nur als Andreas kam wurde es zunächst etwas problematisch, da der Junge mit dem „Witschi“- Sager (wenn er Musik hört) ihm unbedingt von dem „Tschischi“ (dem Hund) erzählen wollte, den er gesehen hatte. Dazu führte er einige freudige Tänze um Andreas´ Fahrrad auf. Dieser reagierte natürlich völlig ungehalten: „Ich will das nicht!“. Gott sei Dank konnte ich ihn letztlich dazu bringen, die Sachen mit auszuräumen, bevor diese Angelegenheit sich zugespitzt hätte.

Und nun offenbarte sich doch langsam das ganze Potenzial an Gästen: Binnen weniger als einer Stunde war nicht nur Antti mit seiner Klientin nachgekommen, sondern auch beinahe all meine Ex-Assistenten: Vera war mit Clara da, Angie brachte noch extra kurz vor den Bandproben Liisa zum Fest, Daniela und Christina durften natürlich auch nicht fehlen. Simone und die blonde Eva kümmerten sich derweil um Sonja, die sogar in der Wiese liegen durfte. Die andere, deutsche Eva war unterdessen gerade damit beschäftigt, Feli als Ersatz zu unterstützen. Maria war auch anwesend.

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Und Max wurde natürlich zum Grillmeister: Er stellte sich gleich als „Fleischtiger“ an den Ofen. Daher fehlten mit Sarah, Magdi, Viktoria und Yasmin nur vier frühere Leute. Doch auch eine Ehemalige war anwesend: Die schöne, blonde Kerstin mit ihrem Freund. Besonders deutlich trat jedoch Sabrina hervor: die jugendliche Assistentin war für Vio sogar beim „Uno“-Spielen da, als sie beim Kartenziehen im wahrsten Sinne des Wortes „eingriff“. Und Maggie saß indessen mit Emre am Tisch, der fast stolz verkündete „Ifff bin Aufffländer!“. Er erklärte mir, dass er dies in einem Buch gelesen habe, dass von Europa und Asien handelt. Und noch bevor ich reagieren kann, meint er nur noch umso deutlicher: „Ifff bin geboren Aufffländer!“. Nun gut, wenn er meint. Dabei hält er sich ja angeblich auch für den Kaiser von China.

Aber mehr Gedanken kann ich mir darüber ohnehin nicht machen. Denn nicht nur brutzelt das Fleisch fröhlich vor sich hin, sondern die Menschenmasse wird immer größer. Die Liste muss durchgelesen werden. Und siehe da: Was ich nicht gedacht hätte, ist eingetreten. Die volle Menge an Kandidaten auf der Liste ist eingetroffen. Sogar Georg und Ralf, Aron und Marcell. Und so stelle ich mich als Kameramann auf einen großen Felsvorsprung, filme die ganze Equipe. Dass hierbei vorrangig Grashalme und Tische zu sehen sind, das ist natürlich auf meine Kameraführung zurückzuführen. Aber es ist zumindest noch akzeptabel.

Was jedoch köstlich ist, das ist das Essen. Denn wir haben hier nicht nur meine köstlichen Hühnerbrüste dabei, welche ich von „Billa“ mitgebracht habe, sondern auch noch einen speziellen Grillkäse. Alleine der Geruch ist schon köstlich. Auch, wenn ich mich leider durch mein neu diagnostiziertes Morbus Crohn etwas mit dem Gebäck zurückhalten muss – wie ich schon sehr bald merke.

Dafür ist jedoch ein Bild ganz besonders eklig – und das sage ich nicht aus Neid: Als unsere so genannten mutigen Männer sich in die Fluten werfen. Da stehen also Georg, Eugen, Gabriel und sogar Grillmeister Max im Adamskostüm da. Natürlich muss ich dies unbedingt filmen. Da plötzlich höre ich einen Schrei: „Heast, bist narrisch worn?“. Ralf stapft mit seinem typisch zornigen Blick auf mich zu. „Jaja“, pflichte ich da einfach ganz ruhig bei, „Austria´s Next Topmodel´, gell?“. Da rennt Ralf zornig in die Fluten: „I gib da glei a Model, du!“. Letztlich machten die Herren jedoch eine wesentlich schlechtere Figur als Katharina in ihrem Badeanzug – oder all die Kitesurfer, auf welche die Gruppe immer wieder auflief.

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Letztlich tanzte der Rest noch einmal kurz  im Kreis und spielte einiges. Dann kam der allerschwierigste Teil: Wer sollte den ganzen Tand wieder zurücktragen? Natürlich: Antti ging schon einmal mit Katharina vor, während Ralf schon den jungen Daniel im Rollstuhl weiterschob. So etwas war ich von ihm nie gewohnt! Nur wir mussten natürlich wieder einmal einpacken. Und auch, wenn dieser vermaledeite Trolley diesmal um einiges leichter war, so war es dennoch ziemlich mühsam.

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Dafür erklärte sich jedoch Sabine tatsächlich dazu bereit, uns mit dem Auto in die Innenbezirke zu fahren. Voraussetzung war jedoch, dass wir Antti´ s Gitarre in der Tiefgarage im Auto unterbringen konnten. Die Zeit drängte zudem schon ganz schön, da sonst alles zugesperrt werden würde. Doch nach einer irrsinnigen Wahnsinnsfahrt kam Katharina doch noch nach Hause – und Antti und ich lernten beim „Werwolfabend“ eine Dame kennen, die eigentlich durch ihre therapeutischen Fähigkeiten fast meine Ärztin sein könnte. Doch dies ist eine andere Geschichte.

Was habe ich an diesem Tag gelernt? Nun, dass ich nicht mehr alles essen kann, was ich will. Dass man sich im Adamskostüm blamieren kann. Und dass Emre ein Ausländer ist. Vor allem aber, dass wir alle immer zusammenhalten werden und jeder jeden unterstützen kann. Und nun gute Nacht – nein, ich zeige Ihnen hier sicher keine Nacktfotos von mir, um Himmels Willen!

Matthias Ledoldis, Nutzer der Freizeitassistenz bei integration wien