Sicherlich erinnern Sie sich noch an letztes Jahr, als wir voller Freude einen besonderen Teil der Lobau erkundeten, um dann unser Fleisch und natürlich auch unseren höchst vegetarischen Tofu am Grill auszuprobieren. Dieses Jahr würde eigentlich genau dasselbe passieren, nur würden wir wieder zu unserer alten Lokation zurückkehren. Diese habe ich natürlich nie kennengelernt, zumal ich ja erst ab letztem Jahr bewusst in den Grillprozess eingestiegen bin. Doch natürlich erklärte ich mich dazu bereit, Sabine und Verena beim Tragen zu helfen. Dies hatten wir schon am Vortag im Büro beschlossen. Immerhin befindet sich dieser Ort ohnehin direkt bei der U2-Station Donaustadtbrücke.
Und wie ich schleppen musste! Ich erinnere mich noch daran, einmal als Kind mit einer Packung Klopapierrollen im Arm zu Mama gesagt zu haben: „Na, WIR haben zu tun!“. Mama konnte dazu nur lachen: Sie trug gerade drei volle Einkaufssäcke in zwei Händen. Diesmal jedoch stimmte es: Sabine stellte noch einen extra Sack auf den Trolley, welchen ich dann abwechselnd mit Verena zu schieben versuchte. Hoffnungslos! Hinzu kam, dass wir durch die Vielzahl an Säcken fast schon wie die Frauen der Bantu-Völker mit einem Sack auf dem Kopf hätten gehen müssen, um auch nur einen Teil dort hinbringen zu können. Und so ließen wir den Trolley einfach tatsächlich so lange auf der Brücke stehen, bis Sabine nachkam und uns erlöste.
Zu diesem Zeitpunkt war selbstredend noch niemand da. Nichts, absolut nichts deutete auf den Riesenauflauf hin, der sich danach noch bilden würde. Die ersten waren unter anderem die blinde Laura, die sich jedoch perfekt zurechtfand – und ein sehr lässiger Mann mit Sonnenbrille. Und so bildete sich schon sehr bald die erste große Traube um unseren hölzernen Tisch und den steinernen Ofen. Nur als Andreas kam wurde es zunächst etwas problematisch, da der Junge mit dem „Witschi“- Sager (wenn er Musik hört) ihm unbedingt von dem „Tschischi“ (dem Hund) erzählen wollte, den er gesehen hatte. Dazu führte er einige freudige Tänze um Andreas´ Fahrrad auf. Dieser reagierte natürlich völlig ungehalten: „Ich will das nicht!“. Gott sei Dank konnte ich ihn letztlich dazu bringen, die Sachen mit auszuräumen, bevor diese Angelegenheit sich zugespitzt hätte.
Und nun offenbarte sich doch langsam das ganze Potenzial an Gästen: Binnen weniger als einer Stunde war nicht nur Antti mit seiner Klientin nachgekommen, sondern auch beinahe all meine Ex-Assistenten: Vera war mit Clara da, Angie brachte noch extra kurz vor den Bandproben Liisa zum Fest, Daniela und Christina durften natürlich auch nicht fehlen. Simone und die blonde Eva kümmerten sich derweil um Sonja, die sogar in der Wiese liegen durfte. Die andere, deutsche Eva war unterdessen gerade damit beschäftigt, Feli als Ersatz zu unterstützen. Maria war auch anwesend.
Und Max wurde natürlich zum Grillmeister: Er stellte sich gleich als „Fleischtiger“ an den Ofen. Daher fehlten mit Sarah, Magdi, Viktoria und Yasmin nur vier frühere Leute. Doch auch eine Ehemalige war anwesend: Die schöne, blonde Kerstin mit ihrem Freund. Besonders deutlich trat jedoch Sabrina hervor: die jugendliche Assistentin war für Vio sogar beim „Uno“-Spielen da, als sie beim Kartenziehen im wahrsten Sinne des Wortes „eingriff“. Und Maggie saß indessen mit Emre am Tisch, der fast stolz verkündete „Ifff bin Aufffländer!“. Er erklärte mir, dass er dies in einem Buch gelesen habe, dass von Europa und Asien handelt. Und noch bevor ich reagieren kann, meint er nur noch umso deutlicher: „Ifff bin geboren Aufffländer!“. Nun gut, wenn er meint. Dabei hält er sich ja angeblich auch für den Kaiser von China.
Aber mehr Gedanken kann ich mir darüber ohnehin nicht machen. Denn nicht nur brutzelt das Fleisch fröhlich vor sich hin, sondern die Menschenmasse wird immer größer. Die Liste muss durchgelesen werden. Und siehe da: Was ich nicht gedacht hätte, ist eingetreten. Die volle Menge an Kandidaten auf der Liste ist eingetroffen. Sogar Georg und Ralf, Aron und Marcell. Und so stelle ich mich als Kameramann auf einen großen Felsvorsprung, filme die ganze Equipe. Dass hierbei vorrangig Grashalme und Tische zu sehen sind, das ist natürlich auf meine Kameraführung zurückzuführen. Aber es ist zumindest noch akzeptabel.
Was jedoch köstlich ist, das ist das Essen. Denn wir haben hier nicht nur meine köstlichen Hühnerbrüste dabei, welche ich von „Billa“ mitgebracht habe, sondern auch noch einen speziellen Grillkäse. Alleine der Geruch ist schon köstlich. Auch, wenn ich mich leider durch mein neu diagnostiziertes Morbus Crohn etwas mit dem Gebäck zurückhalten muss – wie ich schon sehr bald merke.
Dafür ist jedoch ein Bild ganz besonders eklig – und das sage ich nicht aus Neid: Als unsere so genannten mutigen Männer sich in die Fluten werfen. Da stehen also Georg, Eugen, Gabriel und sogar Grillmeister Max im Adamskostüm da. Natürlich muss ich dies unbedingt filmen. Da plötzlich höre ich einen Schrei: „Heast, bist narrisch worn?“. Ralf stapft mit seinem typisch zornigen Blick auf mich zu. „Jaja“, pflichte ich da einfach ganz ruhig bei, „Austria´s Next Topmodel´, gell?“. Da rennt Ralf zornig in die Fluten: „I gib da glei a Model, du!“. Letztlich machten die Herren jedoch eine wesentlich schlechtere Figur als Katharina in ihrem Badeanzug – oder all die Kitesurfer, auf welche die Gruppe immer wieder auflief.
Letztlich tanzte der Rest noch einmal kurz im Kreis und spielte einiges. Dann kam der allerschwierigste Teil: Wer sollte den ganzen Tand wieder zurücktragen? Natürlich: Antti ging schon einmal mit Katharina vor, während Ralf schon den jungen Daniel im Rollstuhl weiterschob. So etwas war ich von ihm nie gewohnt! Nur wir mussten natürlich wieder einmal einpacken. Und auch, wenn dieser vermaledeite Trolley diesmal um einiges leichter war, so war es dennoch ziemlich mühsam.
Dafür erklärte sich jedoch Sabine tatsächlich dazu bereit, uns mit dem Auto in die Innenbezirke zu fahren. Voraussetzung war jedoch, dass wir Antti´ s Gitarre in der Tiefgarage im Auto unterbringen konnten. Die Zeit drängte zudem schon ganz schön, da sonst alles zugesperrt werden würde. Doch nach einer irrsinnigen Wahnsinnsfahrt kam Katharina doch noch nach Hause – und Antti und ich lernten beim „Werwolfabend“ eine Dame kennen, die eigentlich durch ihre therapeutischen Fähigkeiten fast meine Ärztin sein könnte. Doch dies ist eine andere Geschichte.
Was habe ich an diesem Tag gelernt? Nun, dass ich nicht mehr alles essen kann, was ich will. Dass man sich im Adamskostüm blamieren kann. Und dass Emre ein Ausländer ist. Vor allem aber, dass wir alle immer zusammenhalten werden und jeder jeden unterstützen kann. Und nun gute Nacht – nein, ich zeige Ihnen hier sicher keine Nacktfotos von mir, um Himmels Willen!
Matthias Ledoldis, Nutzer der Freizeitassistenz bei integration wien