Gleich einen Tag nach meinem letzten Treffen mit Antti im Cafe´ Benno, nämlich am 28.10.2016, traf ich mich mit meiner neuen Assistentin im Büro von Verena. Es sollte der Tag sein, an dem ich nun nach einem ganzen Monat Wartezit endlich mit meiner neuen Begleiterin, quasi einer Begleiterin für das Leben, eine neue Phase einläuten dürfte. Was ich bereits über sie wusste? Nun, zunächst einmal erfuhr ich ihren Namen: Theresa. Das Bild, das ich in dem Moment bekam, war jenes einer extrem sanftmütigen, introvertierten Frau, welche eher im besten Fall eine Kapuzenjacke trägt, wenn nicht doch eher einen Talar. Und die einem immer dann mit tröstenden Worten die Hand auf die Schulter legt und fast mit heiliger Stimme säuselt: „Du bist mir wichtig – wie auch diese Welt“. Wahrscheinlich, weil ich dabei Mutter Teresa im Kopf hatte.
Doch dies passt auf alle Fälle nicht zu einer Dame, auf welche folgende Eigenschaften zutreffen: Interessiert an Kunsthandwerk, Psychologiestudentin im Master. Zudem ein freiwilliges soziales Jahr in Ecuador absolviert. Und dabei auch gerade erst den 25. Geburtstag gefeiert. Insofern wusste ich gar nicht, was mich erwarten würde.
Im ersten Moment, als ich die Tür zu Verena´ s Büro öffne, traue ich meinen Augen kaum: Aus der oben erwähnten heiligen Dame ist eine braungelockte, junge Dame mit einem eher schmalen Gesicht und großen Augen geworden. Ihre Augenbrauen sind ebenso wie ihre –lider stark betont, die Nase eher klein. Es ist eben eine typische Studentin, die gemeinsam mit ihrer dunkelblauen Weste und ihren Jeans tatsächlich eher unscheinbar wirkt. Und dennoch gibt es etwas, dass sie irgendwie anziehend macht. Fast ein bisschen unheimlich… Wahrscheinlich ist es ihr Blick, den man nicht so leicht interpretieren kann (gemeinsam mit ihrem Lächeln?). Doch vermutlich bin ich auch deswegen so perplex, weil noch ein weiterer Faktor hinzukommt: Die Ästhetik. Oder vielleicht sogar – Erotik. Ich habe einfach meine Idealvorstellungen, die unglaublich fixiert sind. Für jemanden, der selbst keine Normen akzeptieren will. Ähnlich, wie ich mir damals bei meiner Assistentin Sarah im ersten Moment eine reine Blondine vorgestellt hatte, so hatte ich mir wahrscheinlich bei Theresa entweder die erwähnte Heilige erwartet – oder eine umso größere „Femme fatale“.
Bald jedoch werden die größten Zweifel zerstreut. Während ich ihr von meinen Studien erzähle, berichtet sie stolz über ihr immenses Interesse an bereits erwähntem Kunsthandwerk. Nur Zeichnen und Musik sind nicht so ihre Stärke. Dann meint sie tatsächlich auch, sie würde gerne Rad fahren und schwimmen, teilweise auch sogar klettern. Insofern haben wir ja sogar einiges gemeinsam! Und ich freue mich daher erstmals richtig auf unsere Assistenz! Vor allem, da wir auch gemeinsam mit Verena gleich die Modalitäten besprechen (die mich Theresa im Verlauf der Zeit noch mehrere Male fragen sollte). Und so beschlossen wir uns nach einer etwas längeren Diskussion dazu, uns am Freitag zu treffen.
Dies taten wir dann prompt beim „Brot und Spiele“- Cafe´. Und wie schön es war! Es wurde zu einem richtig wunderschönen Spieleabend. Dabei meinte Theresa zwar selbst, sie müsse für eine Partie „Trivial Pursuit“ noch ihre Allgemeinbildung stärken, doch da bin ich mir gar nicht so sicher. Insbesondere jedoch gefielen mir die „Black Stories“, die wir hier durchspielten. Wer hätte je gedacht, dass ein LKW-Fahrer einen Haufen Kokain in ein bisschen Gemüse verstecken könnte, um dann tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes „ins Gras zu beißen“? (Ganz einfach, weil er sich hinkniete und nicht mehr herauskam). Theresa jedoch versank nicht etwa immer tiefer im Treibsand – sie blühte auf.
Fazit: Noch bin ich etwas skeptisch, was unsere gemeinsame Zeit angeht, doch müssen wir uns jetzt auch einfach noch besser kennenlernen. Ich denke, dass ich jedoch zufrieden sein kann, da diese Dame extrem herzlich ist. Doch das Besondere ist ihr regelrecht amouröses Lächeln: Sie kann quasi über alles lachen. Ihr Humor ist damit unglaublich. Ob Verena jedoch auch so zufrieden ist, bezweifelte sie: Sie hatte bis zuletzt Angst, dass ich die Gutmütigkeit meiner Assistentin ausnützen könnte, dass sie mir die dominanteste und männlichste anbieten wollte ;). Doch dieses Prinzip hat ja bekanntlich weder bei Magdi noch bei Simone funktioniert. Also: Was soll man sagen? Hoffen wir, dass wir uns zusammenraufen – wenn auch nicht zu wortwörtlich!
Matthias Ledoldis, Nutzer der Freizeitassistenz