Gerade tut sich bei mir in Sachen Freizeitassistenz ein kleines Sommerloch auf. Diese Zeit möchte ich nützen, um die gemeinsame Freizeitassistenz mit Armin ein bisschen Revue passieren zu lassen. Seit gut einem Jahr sind wir schon gemeinsam unterwegs und dabei dominiert ganz klar eine Tätigkeit: Spazieren gehen. Armin liebt es in Bewegung zu sein, so ist das Verb „fahren“ eines von drei Wörtern, welches Armin im Alltag verwendet. Deshalb geht es für uns oft in den Prater, in den böhmischen Prater und in die Innenstadt, wo wir, wenn es nach Armin ginge, die ganze Zeit durchmarschieren würden. Allerdings zeigt er auch Verständnis, wenn ich mal eine Pause brauche und fährt auch mal gerne allein herum, wo er immer wieder auf hilfsbereite Passanten trifft, obwohl Armin keine Hilfe braucht.
Dabei sind wir auch oft in der U-Bahn unterwegs. Da es am Wochenende meist ruhig ist, kommen wir meistens gut in die Aufzüge rein, doch selten sind diese auch ziemlich voll. Wir haben hier schon eine breite Palette von Reaktionen erlebt, wenn wir auf einen Aufzug warteten, weil viele Menschen zu müde waren, um die Treppe zu nehmen. Einmal hat ein Mann über eine Minute den Aufzug aufgehalten und gefordert, dass die Leute aussteigen, bis es dann endlich passiert ist. Wir fanden die Aktion echt cool, denn die Vorrang-Pickerl auf den Aufzügen werden die Wiener Linien auch nicht zum Spaß aufgeklebt haben.
Sonst versuche ich auch Armin ab und zu ein Alternativprogramm zu bieten, etwa einige Besuche im Haus der Musik. Außerdem besuchten wir gemeinsam die Demo am Ballhausplatz am Tag der „Ibizaaffäre“, sowie das Donaukanaltreiben gemeinsam mit Freunden von mir. Armin hat auch das Kennenlernen mit meinen Freunden sehr genossen und häufig Umarmungen verteilt.
Jede Freizeitassistenz endet, wie sie begonnen hat, mit einem speziellen Begrüßungsritual. Auch sonst haben wir einige ritualisierte Abläufe in unseren Assistenzen etabliert, was uns auch stark verbindet. Ich freue mich schon auf den Herbst, wenn wir wieder starten und hoffe, dass Armin einstweilen einen schönen Urlaub verbringt.
Ein Beitrag von David Binder, Freizeitassistent der Integration Wien