Es ist das erste Treffen nach dem gefühlt hundertsten „harten Corona-Lockdown“, wie üblich treffen sich Lorenz und ich vor dem Billa am Praterstern. Nach etlichen Wochen, in denen uns Corona bedingt „nur“ die gemeinsamen wöchentlichen Fahrradtouren auf der Donauinsel blieben, können wir endlich wieder zusammen in ein Museum.
Für heute steht das Technische Museum auf dem Tagesprogramm. Das seit 1918 bestehende Museum, indem vordergründig Exponate und Modelle aus der Geschichte der Technik gezeigt werden, ist Lorenz sein Favorit unter den Wiener Museen. Da wir nicht zum ersten Mal dort sind läuft die Anreise mit U-Bahn und Straßenbahn auch sehr routiniert und ohne weitere Zwischenfälle ab.
Vor Ort ist auf den ersten Blick alles beim Alten, nur das dauerhafte Tragen der Corona-Masken ist anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber Gesundheit geht schließlich vor.
Wie auch bei den letzten Malen gilt die Hauptaufmerksamkeit der altehrwürdigen ´Dampflokomotive 12.10´, die in ihrer ganzen Pracht im Erdgeschoss des Museums aufgebaut ist.
Kurz zu den beeindruckenden hard facts: die ´12.10´ wurde im Jahr 1936 in der Lokomotivfabrik Floridsdorf gebaut, ist insgesamt fast 23 Meter lang und 138 Tonnen schwer und mit ihren 2700 PS brachte sie es auf eine Maximalgeschwindigkeit von 154 km/h – Rekord in der damaligen Zeit.
Nach einer ausführlichen Studie der Dampflok und der in deren Kontext installierten spielerischen Elemente, widmen wir uns den weiteren technischen Themenbereichen: von der Erfindung der Elektrizität bis zur künstlichen Intelligenz, wir geben uns heute das volle Programm. Der harte Lockdown hat augenscheinlich zu einem größeren Bedarf an „Museums-Zeit“ geführt, sodass wir erstmals bis zum „Rausschmiss“ durch die Lautsprecheransage um 18:00 bleiben.
Erschöpft, aber glücklich machen wir uns wieder auf den Heimweg. Zurück bleibt neben dem neu erworbenen und aufgefrischten technischen Wissen, die Erkenntnis, dass nach der langen Abstinenz die Freiheiten aus dem Lockdown-Light eine neue und noch höhere Wertschätzung bekommen. Wie schön muss das Leben erst sein, ganz ohne irgdend welche Corona-Einschränkungen.
Ein Bericht von Paul Schätzel, Freizeitassistent bei integration wien