Im April 2011 begann meine Tätigkeit als Freizeitassistent für integration wien. Von Anfang an war es mir eine Freude, Mario, einen aufgeweckten, sehr aktiven jungen Mann bei verschiedensten Freizeitaktivitäten zu begleiten. Zu Beginn war es vor allem wichtig, gegenseitig Vertrauen aufbauen zu können. Wir besuchten Spielplätze in der näheren Umgebung, fütterten Enten, machten ausgiebige Spaziergänge und spielten Ball in der Nachbarschaft. Nach einigen Monaten trauten wir uns dann auch an weitere Ausflüge und die Öffi-Benützung heran. Monatlicher Fixpunkt wurde die integrative Disko in der Schlachthausgasse, wo Mario und ich Kontakte pflegen und das Tanzbein schwingen konnten. Auch Besuche im Schönbrunner Tiergarten, dem Wurstelprater, Eis essen am Stephansplatz oder Kino waren Highlights, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden. Die ansteckende Freude meines Klienten über für mich alltägliche Dinge rückte auch meinen Fokus auf kleine Schönheiten des Lebens zurecht.
Im Jahr darauf lernte ich mit Sandra meine zweite Klientin kennen. Zur damaligen Zeit noch Schülerin, konnte ich ihre persönliche Entwicklung und berufliche Integration in einer Werkstätte mit computergestützter Kommunikation bis heute miterleben. Die großartige Unterstützung und Offenheit ihrer Familie machte es uns einfach, alle (un)möglichen Aktivitäten auszuprobieren und Sandras hohen Unterstützungsbedarf zu vergessen. Wir besuchten Konzerte und Bälle, machten ausgiebige Rollstuhlwanderungen, tanzten. Unvergessen bleibt mir der Moment im Haus des Meeres, als Sandra das erste Mal in ihrem Leben einen Taucher im Haifischbecken sah, der über unseren Köpfen schwebte. Ihr Ausdruck änderte sich schlagartig und auch Stunden später war noch ein breites Grinsen in ihrem Gesicht. Da habe ich begriffen, dass manche Momente ewig andauern. Sogar wenn sie vorbei sind dauern sie noch an. Manchmal kamen auch SchulfreundInnen von Sandra oder KollegInnen mit ihren KlientInnen mit zu kulturellen Aktivitäten wie Kino-, Theater- oder Museumsbesuchen. Gemeinsam die freie Zeit nutzen zu können, Kontakte zu pflegen und neue Freundschaften zu schließen ist ein essentieller Bestandteil des Konzepts von integration wien.
„Jeder Moment kann der Schönste sein.
Man muss nur wissen, mit wem man ihn teilen will“.
Auch Vereinsaktivitäten wie regelmäßige Teamtreffen, Coachings, Seminare und Workshops sowie nette Gespräche mit engagierten KollegInnen haben mir immer großen Spaß gemacht. Der Zusammenhalt war stets spürbar und bei Fragen fand ich immer ein offenes Ohr. Die Entwicklung von integration wien vom kleinen visionären Projekt zu einer fixen Größe im Wiener Assistenzgeschehen half generell das Recht auf die aktive Freizeitgestaltung eines jeden Menschen zu festigen. Nicht nur die steigenden Fördermittel und Assistenzzahlen, sondern vor allem die strahlenden Gesichter unserer KlientInnen zeugen von diesem Erfolg.
Nun startet nach dem Abschluss meines Studiums der Lebensmitteltechnologie ein neuer Lebensabschnitt für mich und mit dem Umzug in mein Heimat-Bundesland Vorarlberg endet leider auch eine schöne Zeit bei integration wien. Ich nehme viele spannende Erfahrungen mit und habe Sichtweisen kennengelernt, die meinen Horizont wesentlich erweiterten. Hierfür möchte ich allen Beteiligten Danke sagen!
Jochen war Freizeitassistent bei integration Wien