Ich hole Julia um 15 Uhr von ihrer Werkstatt ab. Beim Rausgehen treffen wir Moni, eine gute Freundin von Julia aus ihrer Werkstatt, weil sie gerade im Bus sitzt und auf’s nach Hause Fahren wartet. Sie schickt uns Küsse durch die Autoscheibe, zeigt uns den Daumen nach oben und grinst uns an. Julias Augen leuchten, sie freut sich sehr – davon wird sie den ganzen Nachmittag sprechen. Wir gehen weiter in den Bipa und dann in den Penny Markt, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Mit Sack und Pack machen wir uns auf den Weg zur U-Bahn, um in meine WG zu fahren. Julia fragt mich jede Minute, ob „alle“ zu Hause sind. „Christini, Carmen, Astrid, alle hause?“ Sie erzählt mir mit Stolz, dass sie für alle meine Mitbewohnerinnen Schokolade, Karten und Mandalas mitgebracht hat (was so gut wie jedes Mal der Fall ist) und betont, dass wir die Geschenke unbedingt gleich nachdem wir angekommen sind auf ihre Schreibtische legen müssen.
Sobald wir dies erledigt haben, beginnen wir gemeinsam den gekauften Salat und das Gemüse zu waschen. Während ich es klein schneide, geht Julia in mein Zimmer und malt ein sehr schönes, buntes, detailgetreues Mandala.
Nach einiger Zeit sind wir beide fertig, drehen Musik auf und tanzen zu einem Lied. Dabei wird gesanglich bzw. textlich improvisiert und wir singen über alles was uns einfällt. Dabei geht es natürlich meistens um Julias Freundin Moni. Nach dieser kurzen Bewegung setzen wir uns zu Tisch um das leckere Essen zu genießen. Es gibt bunten, würzigen Salat, gegrillte Maiskolben mit Butter und Salz, gegrilltes und gefülltes Gemüse und zwei Vollkornsemmeln mit Butter und Käse. Mmmmhh, vegetarisch kann so gut sein!
Nach dem Essen geht es weiter mit unserem Standardprogramm: Musik. Julia nimmt die Gitarre zur Hand, ich spiele Klavier, und wir singen Kinder- und Weihnachtslieder mit spontan erfundenen Texten über Julias Leben und unsere gemeinsamen Erlebnisse. Das ist Julias Lieblingsbeschäftigung während unserer gemeinsamen Zeit. Sobald die ersten Töne erklingen, werden ihre Augen groß und sie strahlt bis über beide Ohren. In solchen Momenten weiß ich, dass diese Arbeit eine wunderbare Aufgabe ist. Wir spielen „Ich geh mit meiner Laterne“, jedoch singen wir: „Ich geh mit meiner Julia, und die Julia, die geht mit mir. Wir gehen zu Angie nach Hause, wir singen und spielen Klavier. …..“
Nach der Musik wird oft eine Karte für einen wichtigen Menschen in Julias Leben geschrieben. Heute ist es Christa, die Betreuerin von Moni. Dann wird noch ein wenig mit Julias mitgebrachtem Rechenbuch geübt. Julia ist motiviert und lernfreudig…. Hoppla! Jetzt ist es schon wieder so spät, die Zeit vergeht immer so schnell. Ich bringe Julia nach Hause, in zwei Tagen sehen wir uns ja schon wieder. Julia sagt ständig „Ich komm‘, Angie, ich komm‘!“, man merkt ihr an, wie sie sich freut. Und damit ist sie nicht alleine.
Angelika Zach, Freizeitassistentin bei Integration Wien