Thomas und ich staunten nicht schlecht als wir eines schönen Tages erfuhren, dass wir zum traditionellen Weihnachtsempfang für Menschen mit Behinderung des Österreichischen Bundespräsidenten eingeladen seien. Sofern wir Zeit und Lust hätten, den späten Freitagnachmittag dafür zu opfern. Die hatten wir selbstverständlich und so fieberten wir aufgeregt einem luxuriösen Dinner mit Herrn Van der Bellen in der aufwändig geschmückten Hofburg entgegen.
Als der Tag endlich gekommen war, warfen wir uns in unseren feinsten Zwirn und wurden stilgerecht von einer Chauffeurin (Thomas Mutter) zur Hofburg kutschiert. Dort angekommen, durchquerten wir zunächst etliche prunkvoll ausgestattete und mit vielen Bildern von historisch bedeutsamen Persönlichkeiten behängte Räumlichkeiten. Bis wir schließlich staunend den pompösen Zeremoniensaal erreichten. Von einer sehr freundlichen Dame wurde uns daraufhin einer der vielen Tische zugewiesen und eine äußerst enttäuschende Nachricht verkündet. Es wird kein Dinner geben, lediglich Getränke und Plätzchen! Naja, angesichts der lecken aussehenden Plätzchen und der prächtigen Umgebung hatten wir diese Überraschung sehr schnell überwunden. Und während wir uns sogleich über die Plätzchen hermachten, betrat auch schon Herr Van der Bellen mit seiner Frau Doris Schmidauer den Saal. Lächelnd und Hände schüttelnd kämpfte der Bundespräsident sich durch bis zum Rednerpult, wo er eine, meiner Meinung nach, äußerst gelungene Rede über die Bedeutung von Inklusion für Menschenwürde, Fairness und Gerechtigkeit hielt. Noch seien längst nicht alle „Barrieren in der Politik, an konkreten Orten und in unseren Köpfen überwunden“ und der Weg dorthin sei, auf gut weanerisch, „ein zacher Prozess“. Doch viele Menschen versuchen dieses Ideal der Inklusion zu verwirklichen und dafür möchte er sich auch mittels dieser Weihnachtsfeier bedanken. Zu der feierlichen Veranstaltung waren neben Thomas und mir als Vertreter von Integration Wien natürlich auch viele VertreterInnen anderer Organisationen von und für Menschen mit Behinderung geladen.
Die Feier war, grob gesagt, in zwei Teile aufgeteilt. Zunächst gab es ein Unterhaltungsprogramm und anschließend konnten die Gäste etwas mit Herrn Van der Bellen und seiner Frau Doris Schmidauer plauschen und Fotos machen.
Unterhalten wurden wir von der Schauspielerin Christina Sprenger, die unter anderem mehrere äußerst amüsante Wunschzettel an das Christkind vorlas und mit großer Hingabe einige lustige aber auch nachdenklich stimmende Gedichte vortrug. Des Weiteren durften wir den Wiener Sängerknaben lauschen, die uns mit diversen weihnachtlichen Liedern beglückten. Unter den Sängerknaben befanden sich übrigens auch viele Mädchen. Der Auftritt der jungen MusikerInnen war mein persönliches Highlight der Feier, deren Gesang mir wirklich nahe ging. Zwischen den einzelnen Programmpunkten spielte ein Orchester für uns, das vor allem Thomas sehr gefiel. Deren Lieder quittierte er regelmäßig mit einem überlauten „BRAVOOO!“ und frenetischem Beifall.
Nachdem das Unterhaltungsprogramm beendet war, konnten wir schließlich noch ein Händeschütteln mit dem Bundespräsidenten, ein Foto sowie ein Autogramm auf Thomas Einladung ergattern. Wirklich unterhalten konnten wir uns mit „Sascha“ allerdings nicht, da auch noch viele andere BesucherInnen auf Hände schütteln, Fotos und Autogramme aus waren. Und so schlenderten wir noch ein bisschen durch den prunkvollen Zeremoniensaal und genossen die tolle Atmosphäre. Bis wir schließlich glücklich über die tolle Weihnachtsfeier die Hofburg verließen und alsbald immer noch etwas aufgedreht Thomas Mutter von unseren Erlebnissen berichteten.
Ein Beitrag von Gabriel Auer, Freizeitassistent bei integration wien