Alex ist ein junger Mann weniger Worte, doch auch ohne Worte kann er viel erzählen.
Als Vermittler dieser Zeilen will ich anmerken, dass ich vieles nicht verstehe, was er mir sagen will. Bei Baustellen kommentiert er Baufortschritt und -vorhaben in Gesten, auf alte Automodelle des Vaters sowie das aktuelle der Oma werde ich im Vorbeigehen hingewiesen und manches geht spurlos an mir vorbei. Ich habe noch viel zu lernen, um diesem Gespräch vollends folgen zu können.
Etwas musste ich schon lernen: Anfangs hatte ich noch ausgeklügelte Pläne gemacht, welche Großbaustelle wir nächsten Sonntag besuchen würden; mittlerweile weiß ich, dass wir in Wien einfach irgendwohin fahren können und mit Sicherheit eine Baustelle finden werden.
Eine dieser ausgeklügelten Großbaustellen war die der DC Towers, wunderbar an der U1 gelegen. Mich versetzte der scheinbar endlos in die Höhe ragende Kran ins Staunen und ich versuchte diese Faszination Alex zu vermitteln, machte begeistert Werbung für diesen riesigen, für diesen größten Kran. Doch Alex blieb völlig unberührt. Er interessierte ihn kaum. Im Nachhinein glaube ich fast, dass er mein einfaches, auf Zahlen und Rekorde konditioniertes Gemüt, belächelte. Er bevorzugte jene herkömmlichen Kräne zu Füßen des Riesenkranes, jene die sich in angenehmem Winkel in Bits und Bytes als Foto festhalten ließen. Er belächelte meinen Anfänger-Enthusiasmus am Besonderen. Alex wusste schon längst im Herkömmlichen das Besondere zu sehen und sieht es immer wieder, wenn er kommentierend vor einer der unzähligen Baustellen steht und mir versucht die Arbeitsschritte mitzuteilen.
Eine Baustelle wird eingehend studiert (1) und bestaunt (1.2). Der Baufortschritt wird analysiert (hier werden die Stockwerke gezählt 2.1 bis 2.3). Alles gut dokumentiert (3.). Dazwischen, danach und immer wieder gehört das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserem Programm (4.). Schlussendlich ein Bild, das Herzen höher schlagen lässt (5.).
Matthias Stark, Freizeitassistent bei Integration Wien