Seit April begleite ich den Flo zum Reiten. Er ist sehr tierlieb und freut sich immer sehr auf die Stunden am Reithof. Dafür hole ich ihn jeden Montag mit einem Fahrdienst vom Comenius-Institut aus dem 13. Wiener Gemeindebezirk ab. Dann fahren wir quer hindurch ganz Wien Richtung Niederösterreich. Flo ist dann manchmal recht aufgeregt und imitiert Motorengeräusche, weil es ihm gar nicht schnell genug gehen kann, dass er endlich bei den Pferden ist.
Der Hof liegt neben einer großen Straße, die sich über die vielen Felder bis zum Horizont erstreckt. Die Landschaft dort ist sehr flach, weshalb man weit sieht. Wenn wir vor dem eigentlichen Reiten noch etwas Zeit haben, spazieren wir entweder über die Feldwege und staunen über die Weite und wie klein die Häuschen in der Ferne aussehen. Oder wir gehen zu den Tieren. Dort gibt es liebe Hunde und Katzen, die sich sehr frei bewegen, aber auch Kühe, Ziegen, Schafe, ja sogar Alpakas und natürlich auch jede Menge Pferde. Die großen Tiere gefallen dem Flo gut, und sie kommen immer sehr ruhig auf ihn zu, als wollten sie sagen: „Oh, hallo! Na, wer bist denn du?“. Florian streichelt oder füttert sie dann, wodurch die Tiere ihn natürlich sofort ins Herz schließen.
Und dann ist es plötzlich auch so weit, der Moment, auf den wir alle gewartet haben: das Reiten geht los. Ich schiebe den Flo dann auf eine Rampe, damit er leichter vom Rollstuhl aus auf das Pferd kommt. Dann reitet er mithilfe zweier dafür ausgebildeter Reitpädagoginnen eine halbe Stunde lang. Er wirkt dabei sehr gelassen und entspannt. Man merkt, wie er rücksichtsvoll mit dem Pferd umgeht und das Pferd auch mit ihm. Meistens gehe ich in dieser Zeit etwas spazieren und schaue wieder zu den Tieren und Pflanzen der Kulturlandschaft.
Wenn die Zeit vorüber ist, fahren wir wieder zurück nach Wien, zu Flo nach Hause, wo uns seine Familie bereits erwartet. Zur Familie von Flo gehört auch der Jupiter. Jupiter ist wahrscheinlich der beste Freund vom Flo, denn Jupiter ist sein Hund. Ein sehr schlauer, großer Labrador-Retriever, der sich jedes Mal schon auf uns freut, wenn wir aus dem Auto aussteigen. Jupiter ist dann, wenn wir endlich durch die Haustür spazieren, ganz aus dem Häuschen, hüpft herum und schleckt uns mit kitzeligen, nassen Hundebussis an den Händen ab. Da freut sich der Flo dann auch richtig, den „Jupi“ endlich wieder zu sehen.
Dann ist der Moment gekommen, wo wir uns in die Küche setzen, um zu essen und Musik zu hören. Das ist eine der Lieblingsbeschäftigungen von Flo, abgesehen vom Reiten und Tiere streicheln natürlich. Er singt dann alle möglichen Texte auswendig mit. Nebenbei stärkt er sich mit den vielen guten Speisen, die ihm seine Mama oder sein Stiefvater bereitstellen. Oft singt er so begeistert mit, dass er ganz das Essen vergisst. Dann sage ich ihm immer denselben Satz, den ich von meiner Mama in so einer Situation zu hören bekam: „Iss, damit etwas aus dir wird!“. Dann schaufelt er wieder mit voller Freude über das gute Essen hinein, damit er nach dem Reiten wieder zu Kräften kommt.
Meistens malen wir nach dem Essen, hören weiter Musik, spielen etwas oder hören ein Hörspiel. Meistens vergeht die Zeit an einem so aufregenden und abwechslungsreichen Tag sehr schnell, und dann ist es auch schon wieder Zeit für mich, nach Hause zu gehen. Weil die frische Luft einem so guttut und einen sehr müde macht, schlafe ich nach so einem Tag immer besonders tief und fest ein. Ob es den Tieren wohl auch so geht? Ich glaube schon.
Ein Beitrag von Thomas, Freizeitassistent bei integration wien.