Dieses Jahr geschah bekanntlich viel: Unsere Radio- Sendung, mehrere Feiern bei Eva, unser Grillfest. Allesamt außergewöhnliche Ereignisse. Doch: Waren wir schon einmal auf einem Bauernhof? Nun, zumindest nicht seit ich mich erinnern kann. Gut, eine Lama- Wanderung existierte jährlich. Aber warum diese simple Kopie eines Dromedars haben, wenn man sich auf einem riesigen Bauernhof aufhalten könnte? Und wenn man nichts gegen dieses Gespucke hat, kann man ja vielleicht auch auf einem solchen Gestüt ein oder zwei Lamas finden…So, diese Idee war hiermit schon einmal geboren. Was noch nicht so ganz klappte, war die Organisation. Wie sollte man einen Haufen neugieriger Menschenmengen so einfach ins Burgenland kutschieren und dann einer Horde gefräßiger, eigenwilliger oder verhaltensauffälliger Tiere gegenüberstellen? Eben. Also: Da haben wir schon den Salat…
Ein Bus wurde letztlich organisiert. So kamen wir zu einem etwas abgelegenen, aber dennoch riesigen Areal, bei welchem uns gleich einmal eine Art Zebus begrüßte. Dann war es die Bäuerin mit einem roten Kopftuch, die uns noch einen Gruß erwies. Und wir waren alle erstaunt, was es für ein Programm geben sollte: Wir würden zunächst einige Tiere kennenlernen, bevor wir uns auf ein Lagerfeuer- Mahl stürzen würden. Dann würde sicher noch einiges an „Viecherei“ übrig bleiben.
Es begann mit dem Lama Moritz, welches wir nicht berühren durften, um nicht angespuckt zu werden. Dann mit einer Gruppe aus Schafen und Schweinen, von denen wir nur den Eber Ferdinand streicheln durften. Und zwei Truthähne: Der kerngesunde Clemens und der genetisch veränderte Anton. Letzterer war höchst besorgniserregend: Er war von einer Stätte gekauft worden, wo man nicht so viel von Nachhaltigkeit hielt. Hier hingegen war alles schlicht „bio“. Und nicht nur das: Mich überraschte es, dass alle Tiere ohne jedwede Erziehung so zutraulich waren. Sie bissen nicht, kratzten nicht, tobten nicht. Nur die Gänse konnten während ihres weltberühmten „Marsches“ ein bisschen lästig werden. Sonst war jedoch alles „rein vegan“, wie die Bäuerin betonte…
Und das musste ich selbst schmerzhaft am eigenen Leibe erfahren: Wissen Sie, was es heißt, aus Germteig selber Brothaufen zusammenzurollen und auf Ästen zu grillen? Und dabei anstatt eines saftigen Koteletts (das hätte ja weder Ferdinand noch das Schaf Ellie sein müssen!) nur irgendwelche Soja- Cevapcici bekommen zu dürfen? Und sonst einzig Bratkartoffeln zu bekommen? Gut, drei Stücke veganen Guglhupfs und Apfelkuchens machten das wohl wieder wett. Aber am liebsten hätte ich eines der Hühner, welche kreuz und quer herumliefen, zynisch gefragt: „Magst du ein Chappi werden?“, um es dann am Kragen zu packen und mit voller Wucht auf den Grill zu schmeißen.
Eva, Katharina, Tini und ich gingen vor zum Pferdestall und dann zu den Schafen. Der Rest blieb beim Lagerfeuer. Wir durften dadurch ganz seltene Exemplare kennenlernen. So zum Beispiel den Haflinger- Hengst Liberty, der sich als Einziger streicheln ließ. Seine Stute und auch die Eseln rannten panisch weg. Wobei es mir ein Rätsel ist, warum solch natürliche Feinde wie Esel und Pferde nicht eher aufeinander losgehen. Tini hatte allerdings ihren eigenen Umgang mit den Pferdlein, denn sie ist Expertin! Und als uns die Schafe schließlich aus der Hand fraßen, gelangten wir zu zweierlei Erkenntnis: Erstens, diese Tiere waren interessant. Jedes dieser Tiere hatte seine eigenen Charakteristika, sein eigenes Aussehen, seine eigenen Vorlieben. Und zweitens: Wenn man nicht gerade solch aggressive Hähne sieht, die bis zu fünf Hennen vergewaltigen können, sind diese Viecher allesamt im wahrsten Sinne des Wortes „saublöd“. Denn sie rennen herum wie Lemminge oder wälzen sich tatsächlich im Dreck. Aber dies hat tatsächlich auch Sinn, wie z. B. reinigende Wirkung! Ist nicht die Natur das Blöde? Ach, man kann ihr ja nicht böse sein! Nur auf die Ziegen! Denn als ich in den Stall ging, umgarnten mich alle mit misstrauischen Blicken. Nach einem sehr unglücklichen Vorfall mit einer Ziege im Böhmischen Prater hätte ich theoretisch gar nicht hineingehen müssen. Doch ich tat es. Und wurde dann von Eva und Katharina noch zynisch als „Feigling“ bezeichnet! Am liebsten hätte ich sie in diesen Stall gesteckt – und allein stehen lassen!
Mein persönliches Fazit: Ein einzigartiges Erlebnis, letztlich durchaus lehrreich (sowohl bei Ernährung als auch besonders bei Tierhaltung). Ich kann dieser Familie nur meine Hochachtung aussprechen, dass sie auf einem solchen Riesenareal solche Wildtiere ohne komplizierte Erziehung erfolgreich halten können! Und dass vor allem alle Tiere kerngesund sind! Ich wünsche mir, dass wir so etwas wieder wiederholen können. Ganz zu schweigen von den neuen Bekanntschaften, die ich gemacht habe. Allerdings muss ich jetzt schlussmachen: Es wurde nämlich die Tür zum Ziegen-Gehege offen gelaaaaaaaaaaahhhhhhh!
Matthias Ledoldis
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