In der Stadt Wien wird zunehmend auf Barrierefreiheit geachtet, um eine inklusive Gesellschaft zu schaffen. Besonders durch Freizeitassistenz wird Menschen mit Behinderungen der Zugang zu vielfältigen Freizeitmöglichkeiten erleichtert.

 

 

Barrierefreiheit in der Wiener Freizeitgestaltung

 

In Wien wird zunehmend erkannt, wie wichtig es ist, Barrieren in der Stadt zu überwinden, um eine inklusive Gesellschaft zu schaffen. Besonders im Hinblick auf Freizeitmöglichkeiten und die öffentliche Infrastruktur gab es in den letzten Jahren zahlreiche Fortschritte bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit und nun wurde die Stadt mit dem 1. Platz in einem EU-weiten Wettbewerb ausgezeichnet. Im November 2024 wurde der Stadt der „Access City Award“ überreicht. Dennoch gibt es noch einiges zu tun, damit alle Menschen uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

 

Freizeitangebote für Menschen mit Behinderungen

Wien ist bemüht, den Zugang zu Freizeitaktivitäten für Menschen mit Behinderungen zu erleichtern. Es gibt eine Vielzahl von Einrichtungen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ausgelegt sind, wie z. B. barrierefreie Kinos, Theater und Sporteinrichtungen.

Viele Museen und Kunstgalerien bieten barrierefreie Zugänge, spezielle Führungen und Audiodeskriptionen für blinde oder sehbehinderte Menschen an. In vielen Kultureinrichtungen gibt es auch Führungen bzw. Vorstellungen in einfacher Sprache und in Gebärdensprache oder es werden taktile Objekte, Brailleschrift oder Großdrucktext herangezogen.

In Wien gibt es neben unserem Projekt auch weitere Freizeit- und Erholungseinrichtungen speziell für Menschen mit Behinderungen. Zum Beispiel: CBMF Club behinderter Menschen und ihrer Freunde, GiN-KOMM oder das Regenbogenhaus. Das Wiener Hilfswerk hat gleich mehrere Angebote: den Aktionsraum als Treffpunkt für Jugendliche ab 12 Jahren, die Freizeiteinrichtung Club 21 und die Spielothek als Treffpunkt für Kinder bis 12 Jahren.

 

Herausforderungen der Barrierefreiheit

Im Auftrag des Sozialministeriums wurde 2015 zum zweiten Mal eine Befragung von Statistik Austria durchgeführt und die subjektive Einschätzung von Einschränkungen und Benachteiligungen aufgrund der Behinderung in einzelnen Bereichen des Lebens erhoben. Mit 57,8% wurden am häufigsten Einschränkungen und Benachteiligungen im Bereich Freizeit genannt. 26,3% gaben an, Einschränkungen und Benachteiligungen im Bereich des öffentlichen Verkehrs zu empfinden, 16,7% beklagten mangelnde Barrierefreiheit beim Zugang zu öffentlichen Gebäuden.

Zwar sind die U-Bahn-Stationen in Wien barrierefrei, aber nicht alle Straßenbahnen sind für Menschen mit Rollstühlen oder Kinderwagen geeignet. Auch bei älteren U-Bahn-Zügen kann das Einsteigen erschwert sein, da ein großer Spalt zwischen Bahnsteig und Zug vorhanden ist.

Viele ältere oder denkmalgeschützte Gebäude oder Cafés und Sporteinrichtungen haben nach wie vor keine barrierefreien Zugänge – dies stellt nicht nur eine bauliche Herausforderung dar, sondern auch eine gesellschaftliche. Fehlende Barrierefreiheit führt zu Ausschluss und Benachteiligung im Alltag. Barrierefreiheit geht über den Bau von Rampen hinaus - es gilt, das Bewusstsein zu schärfen und eine inklusive Haltung zu fördern.

 

Die Rolle der Stadt

Die Stadt Wien hat auf diese Herausforderungen reagiert und stellt kontinuierlich Mittel zur Verfügung, um die Barrierefreiheit in der Stadt zu verbessern. Ein gutes Beispiel dafür ist das städtische Projekt Wien barrierefrei, das einen umfassenden Plan zur Schaffung barrierefreier öffentlicher Einrichtungen verfolgt. Auf der Website werden umfangreiche Informationen zur Verfügung gestellt, um die Stadt barrierefrei erleben zu können. Seit der Einführung dieses Projekts wurden viele neue barrierefreie Zugänge geschaffen, darunter Rampen, behindertengerechte Toiletten und taktile Leitsysteme. Außerdem gibt es in der Stadt sensorgesteuerte Ampeln, die erkennen, wenn Fußgänger*innen die Straße überqueren möchten.

Doch es bleibt abzuwarten, wie schnell weitere Verbesserungen in der Infrastruktur umgesetzt werden können. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit mit Behindertenverbänden und der Einbezug der Betroffenen in die Planung. Es ist entscheidend, dass Menschen mit Behinderungen nicht nur als passive Empfänger*innen von Verbesserungen betrachtet werden, sondern aktiv in die Gestaltung einer inklusiven Stadt einbezogen werden.

Ein weiteres großes Thema wird wohl der digitale Bereich sein: Barrierefreie Websites, Apps und digitale Angebote sind notwendig, damit Menschen mit Behinderungen auch im virtuellen Raum uneingeschränkten Zugang zu Freizeit- und Kulturangeboten haben. Ab dem 28. Juni 2025 werden Unternehmen dazu verpflichtet, bestimmte Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen einzuhalten. Produkte, die davon betroffen sind, sind beispielsweise Selbstbedienungsterminals wie Geldautomaten, Fahrkartenautomaten oder Check-In-Automaten, Verbraucherendgeräte wie Mobiltelefone und Computer oder E-Book-Lesegeräte. Auch bei elektronischen Kommunikationsdiensten (Internet- und Videotelefonie, Online-Messengerdienste), Apps und Websites oder Hotel- und Reiseportalen wird Barrierefreiheit verlangt.

 

Wien ist auf einem guten Weg

Es gibt bereits viele positive Beispiele, wie barrierefreie Freizeitmöglichkeiten und öffentliche Einrichtungen. Hervorzuheben ist, dass die Wiener Linien im Dezember 2024 den Testbetrieb für den Gebärdenavatar Iris gestartet haben, welcher Echtzeit-Störungen im Öffi-Netz in Gebärdensprache übersetzt. Zudem wurde jeder zweite Fahrkartenautomat an die Bedürfnisse von Personen im Rollstuhl oder kleineren Menschen angepasst und tiefergesetzt. In den neuen Stationen der U2-Stammstrecke gibt es nun einen blauen Assistenzknopf am Bahnsteig. Dieser Knopf kann von Personen mit Mobilitätsbehinderung genutzt werden, um mehr Zeit zum Einsteigen zu bekommen. Die Maßnahmen der Wiener Linien zur Barrierefreiheit im Öffi-Netz tragen wesentlich dazu bei, Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Freizeitaktivitäten zu erleichtern.

Obwohl es viele spezielle Freizeiteinrichtungen für Menschen mit Behinderungen gibt, fördern diese oft keine echte Inklusion, da die Betroffenen meist unter sich bleiben. Um wirkliche Teilhabe zu ermöglichen, ist es wichtig, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zu allgemeinen Freizeitangeboten erhalten. Unser Projekt ist ein Beispiel von vielen, das dazu beiträgt, Barrieren abzubauen, indem es Menschen mit Behinderungen unterstützt, an vielfältigen Freizeitaktivitäten teilzunehmen.

Unsere Freizeitassistent*innen sind so gut wie immer mit unseren Teilnehmer*innen in der Stadt unterwegs und testen sich gemeinsam durch alle Freizeitangebote, die die Stadt Wien zu bieten hat. Das Projekt möchte den Blick gezielt auf Barrierefreiheit im öffentlichen Raum richten und startet daher demnächst eine Kooperation mit Fair Play Leopoldstadt, um Grätzlbegehungen mit unseren Projektteilnehmer*innen zu organisieren und auf bestehende Barrieren hinzuweisen. Dem Fair Play Team ist es ein besonderes Anliegen, die Infrastruktur und den Zugang zu Freizeitangeboten kontinuierlich voranzutreiben. Nur so kann Wien ein Ort sein, an dem alle Menschen in vollem Maße am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Für unsere Stadt bedeutet dies nicht nur den Umbau von Gebäuden und Straßen, sondern auch ein Umdenken in den Köpfen der Menschen. Inklusion ist nicht nur eine Frage der baulichen Barrierefreiheit, sondern auch der sozialen Akzeptanz. Die Stadt Wien steht am Anfang einer Entwicklung, die weit über bauliche Veränderungen hinausgeht. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft noch mehr Initiativen und Maßnahmen umgesetzt werden, um die Stadt für alle zugänglich zu machen.

 

Quellen (Stand März 2024):

https://www.wien.gv.at/politik/international/aktivitaeten/access-city-award.html

https://www.wien.info/de/reiseinfos/wien-barrierefrei

https://www.wienerlinien.at/barrierefreiheit

https://sozialinfo.wien.at/content/de/10/SearchResults.do?keyword=Freizeitangebote+f%C3%BCr+Menschen+mit+Behinderung&liid=7

https://www.wko.at/ce-kennzeichnung-normen/informationen-zum-barrierefreiheitsgesetz

https://www.sozialministerium.at/Themen/Soziales/Menschen-mit-Behinderungen/Nationaler-Aktionsplan-Behinderung.html

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