Portrait von Alyssa

Das Projekt P.I.L.O.T. bietet jungen Menschen mit Behinderungen eine langfristige Begleitung. 


Auftrag ist, sie bei der Planung und Gestaltung ihrer Zukunft zu unterstützen. Die zentralen Ziele sind die Beschäftigung und Teilhabe am Arbeitsmarkt, die Förderung der Selbstständigkeit sowie die Schaffung von inklusiven Wochenstrukturen. Dafür ist eine gute, individuelle Zusammenarbeit mit Betrieben eine wichtige Voraussetzung.

Was nützt der tollste Flugplatz, mit den motiviertesten Pilot:innen und vollgetankten Maschinen, bereit zum Abheben – wenn es keine Partner-Flughäfen gibt, die man anfliegen kann?
Ein Gedankenspiel, das sich auch auf unser Projekt übertragen lässt.
Wer das Projekt P.I.L.OT. kennt weiß, wie intensiv die Teilnehmer:innen gemeinsam mit ihren (Zukunftsreise-)Begleiterinnen daran arbeiten, ihre Stärken kennenzulernen, ihre Handlungsspielräume zu erweitern und ihre (beruflichen) Ziele zu schärfen.           
Es ist ihnen ernst; es geht um ihre Zukunft, um Selbstbestimmung und darum an der Gesellschaft teilzuhaben!
Und es geht darum, dass sich die jungen Erwachsenen ausprobieren und Erfahrungen sammeln wollen und ein Recht darauf haben dies zu tun!   
Dabei sind Volontariate/Praktika die wertvollste Möglichkeit, um sich ein Bild von unterschiedlichen Tätigkeiten und Berufen zu machen und den Arbeitsalltag kennen zu lernen.

Gemeinsam mit den Jugendlichen werden Ziele vereinbart, große Meilensteine in kleine, gangbare Schritte dividiert und wird vor allem viel ausprobiert. Im Falle von Praktika nehmen meist die (Zukunftsreise-)Begleiterinnen Kontakt mit verschiedenen Unternehmen auf und schicken gemeinsam mit den Teilnehmer:innen Lebenslauf und Bewerbungsschreiben. Manchmal kommen jedoch auch Unternehmen auf uns zu.   
Ein Beispiel aus der Praxis möchten Pilotin Alyssa und ihre Begleiterin Steffi Hiller mit uns teilen:

Interviewerin: Wo arbeitest du und was sind deine Tätigkeiten?
Alyssa: Ich arbeite bei Woman & Health, das ist eine Arztpraxis für Frauen.
Meine Tätigkeiten sind Regale schlichten, Lohnzettel kontrollieren und aufbewahren und ich gehe auch zur Post oder hole das Essen. Ich hole manchmal auch Blutkonserven.
Das sind wichtige Aufgaben.

Interviewerin: Wie ist es denn dazu gekommen, dass du diese Arbeit machst? Und wie hat dich P.I.L.O.T. dabei unterstützt?
Alyssa:Woman & Health haben jemanden gesucht. Steffi Hiller und ich haben meinen Lebenslauf hingeschickt. Es gab noch vier andere Bewerberinnen, aber sie haben mich ausgesucht und genommen. Den Lebenslauf habe ich mit Steffi bearbeitet. Aufs Bewerbungsgespräch musste ich mich vorbereiten. Beim Gespräch haben sie mir dann die Aufgaben gesagt, die es bei dieser Arbeit zu machen gibt.
Ich habe dort dann ein Praktikum gemacht, Steffi Hiller hat mich begleitet. Beim Praktikum musste ich zum Beispiel auf einem Zettel aufschreiben, was gefehlt hat im Medikamentenschrank. Steffi Hiller war zwei Tage beim Praktikum dabei, dann habe ich es alleine geschafft und bin auch immer alleine hingegangen.

Interviewerin: Wie hat sich dein Leben verändert, seitdem du den Job hast?
Alyssa: Ich arbeite 21 Stunden, ich habe von 8.00 bis 13.00 Uhr, das sind ganz schön viele Stunden die ich arbeite. Ich arbeite von Montag bis Freitag.
Ich bin manchmal müde nach der Arbeit.
Aber mein eigenes Geld zu verdienen ist super!

Projektleitung und Begleiterin Steffi Hiller hat sowohl Alyssa als auch Woman & Health während des Prozesses begleitet.

Interviewerin: Welche Stärken/Fähigkeiten machen Alyssa aus?
Steffi Hiller: Alyssa ist sehr gewissenhaft, aufmerksam, interessiert, kommunikativ, sozial und freundlich. Woman and health profitiert aus meiner Sicht am meisten davon, dass Alyssa sehr loyal der Arbeit gegenüber ist und ihre Aufgaben sehr gewissenhaft und genau erledigt. Sie ist auch sehr motiviert und bereit Neues zu lernen. Es ist ihr besonders wichtig pünktlich zu sein und ihre Arbeit korrekt zu machen, das ist nicht selbstverständlich!


Interviewerin: Wie würdest du Alyssas Weg von der Idee zum Nordstern „eigener Job“ beschreiben?

Steffi Hiller: Alyssa und ich haben uns viele Gedanken gemacht wo sie arbeiten könnte, und was ihr Spaß macht. Wir haben uns bei Erkundungstouren einiges angeschaut und auch ihre Mutter war in dem Prozess des Jobfinden sehr eingebunden und hat immer wieder Ideen eingebracht. Sie hat auf ihrem Weg drei andere Praktika gemacht, in einem Blumengeschäft, in einer Küche und im Verkauf. Sie hat in der Zeit auch den ECDL-Computer-Führerschein gemacht, das hat mich wirklich beeindruckt. Da wurde zum ersten Mal richtig deutlich, dass Alyssa vieles schaffen kann wenn sie das möchte und wenn es sie interessiert.

Interviewerin: Wie hat deine Begleitung dabei ausgesehen?
Steffi Hiller: Wir haben immer an der Förderung ihrer Selbstständigkeit gearbeitet und uns immer wieder überlegt, was sie lernen und ändern kann um Dinge alleine machen zu können. Und was die nächsten Schritte sind – das war immer sehr fein und schön mit Alyssa. Gemeinsam überlegen und träumen und dann etwas machen. Wie schon gesagt war ihre Mutter dabei immer eine sehr große Ressource und Bereicherung. Bei der Jobsuche war meine Begleitung das gemeinsame Recherchieren nach Firmen bzw. offene Stellen sowie das Verfassen von Bewerbungen und dann auch das Erstellen eines Kompetenz-Blattes. Das war der Versuch etwas anderes zu machen, als das klassische Bewerbungsschreiben.  Das ist bei den Betrieben gut angekommen – auch bei woman and health. Der Fokus liegt auf den Stärken und Fähigkeiten und was man braucht um gut arbeiten zu können. Bei einem Praktikum habe ich Wegbegleitung und Unterstützung vor Ort geleistet – das war bei Alyssa aber immer sehr überschaubau und kurz. Meine wichtigste Rolle war die Ansprechperson für den Betrieb und das informieren und begleiten des Prozesses.

Interviewerin: Wie geht es jetzt, wo Alyssa die Anstellung hat, mit der Begleitung durch das Projekt P.I.L.O.T. weiter?
Steffi Hiller: Seit Alyssa den Job hat, finden ca. monatlich Reflexionsgespräche mit ihrer Mentorin vor Ort statt. Wir besprechen wie die Arbeit läuft, ob es neue Tätigkeiten gibt und wie die Entwicklungen sind. Den Geschäftsführer unterstütze ich bei finanziellen Förderungen und stehe bei Fragen zur Verfügung. Alyssa ist im Wohn-PILOT-Projekt dabei und beschäftigt sich intensiv mit dem Thema, das ist sehr wichtig für ihre Zukunft. Auch bei der social-media-Gruppe nimmt sie teil – das ist aus meiner Sicht auch sehr wichtig, da sie das Thema interessiert und sie sich dabei gut einbringen kann. Und die Gruppentermine, die sind auch wichtig, da sie alle Pilot:innen gut kennt und sie sich gegenseitig unterstützen und austauschen. Das sind gute und essentielle Sozialkontakte. Alyssa ist seit Dezember 2019 im Projekt P.I.L.O.T. und wir mit Ende August abgemeldet. Für die Firma werden wir weiterhin als Unterstützungs- und Ansprechperson zur Verfügung stehen, auch die Gruppenangebote stehen offen für sie, da sie diese ohne weitere Unterstützung in Anspruch nehmen kann. Für die Gruppe und auch für sie ist es aus meiner Sicht total wichtig, dass der Kontakt weiter bestehen bleibt und die Synergien der Peergruppe genützt werden.

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Eine kompetente und verlässliche Ansprechperson und somit auch eine wichtige Unterstützung für die Unternehmen zu sein, ist mit eine der wichtigsten Aufgaben der (Zukunftsreise-)Begleiterinnen wenn es um die Unterstützung beim Praktikum geht.      
Am Anfang steht meist ein gegenseitiges unverbindliches Kennenlernen mit den verantwortlichen Personen im Betrieb und das gemeinsame Überlegen von Möglichkeiten sowie, das Abstecken der Erwartungen an das Praktikum bzw. den/die Praktikant:in.   
Begleitete Schnuppertage vereinbaren, ausprobieren, reflektieren der ersten Eindrücke können nächste Schritte sein. Doch so pauschal lässt sich das nicht sagen. Das wichtigste bleibt für uns der individuelle Zugang, die personenzentrierte Begleitung, um die Teilnehmer:innen bei einem gelungenen Einstieg zu unterstützen und die langfristige persönliche und engmaschige Kommunikation mit den Betrieben.        
Individuelle Lösungen zu finden, kreativ zu sein und nicht standardisierte Strategien auf so individuelle Herausforderungen anzuwenden ist, was das Projekt P.I.L.O.T. so besonders macht.   

Durch das gemeinsame Tun, entsteht in den meisten Fällen eine „win-win“-Situation, denn nicht nur die jungen Menschen profitieren von der Chance, sondern auch die Betriebe gewinnen frische, motivierte Mitarbeiter:innen, die dazu beitragen einen Betrieb divers zu machen, neue Perspektiven zu eröffnen und die Dynamik im Team fördern.

Bei Interesse an einer Kooperation freuen wir uns sehr über persönliche Kontaktaufnahme mit uns!


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