Am 04. Dezember hat die iwi-Fachtagung zum Thema De-Institutionalisierung im Wohnbereich der Behindertenhilfe stattgefunden!

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Nach langer Planung war es am Montag, den 04. Dezember, endlich soweit. Im Rahmen eines vielseitig gestalteten Tages wurde zum Thema De-Institutionalisierung im Wohnbereich der Behindertenhilfe vorgetragen, nachgedacht und diskutiert. Trotz Schnee und Kälte war der Festsaal der Volkshochschule Rudolfsheim-Fünfhaus mit etwa 100 interessierten Gästen, 16 Referierenden sowie dem Organisationsteam gut gefüllt. Zunächst einmal ein großes Dankeschön an alle Teilnehmenden, Vortragenden und helfenden Hände!

Natürlich möchten wir auch denen, die nicht selbst dabei sein konnten, die Höhepunkte des Tages nicht vorenthalten!

Der Tag startete mit einer herzlichen Begrüßung durch den iwi-Vorstand Volkmar Überacker und die Behindertenrätin Christina Meierschitz. Dabei wurden auch die Vortragenden und das Programm für den Tag vorgestellt.

Den Einstieg in die Thematik lieferten die Behindertenanwältin Christine Steger und der iwi-Projektleiter des Bereiches teilbetreutes Wohnen, Stephan Wagenhofer, mit zwei spannenden Impulsvorträgen. Die Fragen, die von beiden gestellt wurden, bildeten die Grundlage für den restlichen Tag:

 

Was bedeutet De-Institutionalisierung, besonders im Wohnbereich der Behindertenhilfe?

Welche Probleme auf unterschiedlichen Ebenen gibt es bei der Umsetzung von De-Institutionalisierung?

Wie können wir mit der heutigen Fachtagung gemeinsam einen Schritt in die richtige Richtung gehen?

 

Im ersten Themenblock gab es zwei spannende Beiträge aus der Bewohnervertretung (Michael Hufnagl) und dem SLW Tirol (Klaus Springer und Clemens Huber). Zunächst gab Herr Hufnagl einen Überblick über die Aufgaben der Bewohnervertretung und versorgte das Publikum mit den aktuellsten Zahlen und Fakten. Danach berichteten Klaus Springer als Vertreter und Clemens Huber als Bewohner einer Institution von ihren Erfahrungen. Im Vortrag wurde deutlich, dass Institutionen nicht per se gut oder schlecht sind, sondern es oftmals von einer Kombination verschiedener Faktoren abhängt, wie (un-)zufrieden Personal und Bewohner:innen dort sind. So erzählte Clemens Huber, dass er sich als Person mit hohem Unterstützungsbedarf nur durch die engmaschige Rund-um-die-Uhr-Betreuung in seinem Wohnhaus sicher und gut versorgt fühlt. Welche „Stufe“ der De-Institutionalisierung sollten wir also anstreben?

Leider konnte Lisa Derntl vom Klagsverband nicht persönlich dabei sein, ihr Vortrag wurde aber von Moderator Volkmar Überacker zusammengefasst. Hier war die wesentliche Botschaft, dass es in Österreich in der Umsetzung der Antidiskriminierungsgesetze noch viel Luft nach oben gibt – Hoffnung geben Einzelfälle, in denen Rechte von Menschen mit Behinderung erfolgreich erstritten wurden.

Darauf aufbauend erfuhren die Teilnehmenden nach einer kurzen Kaffepause, wie die De-Institutionalisierung aus Sicht der Trägerorganisationen (Natalia Postek vom Dachverband) oder der Fördergeber (Harald Motsch vom Fonds Soziales Wien) zu sehen ist. Natalia Postek betonte in ihrem Vortrag, dass De-Institutionalisierung nicht einfach die Erweiterungen von Wohn- oder Unterstützungsangeboten ist. Vielmehr geht es darum, Strukturen zu schaffen, welche gemeinsam mit den Menschen mit Behinderung individuelle Wohnkonzepte mit viel Gestaltungsraum für eigene Wünsche erarbeiten. Gemeinsam in einem Trialog mit Doris Harasser von GIN und Christian Thaler vom Verein Auftakt wurden persönliche Erfahrungen aus der Arbeit mit den Kund:innen sowie im Rahmen der Arbeitsgruppe „Selbst- und Mitbestimmung“ diskutiert. Harald Motsch stellte den FSW sowie durch diesen finanzierte Wohnprojekte vor. Er lud die Teilnehmenden dazu ein, sich Gedanken über neue Projekte zu machen und diese gemeinsam mit dem FSW umzusetzen.

Nach einer wohlverdienten Mittagspause bei vegetarischem Linseneintopf mit Reis und angeregten Gesprächen kam Monika Rauchberger, Selbstvertreterin aus Tirol, mit einem Video und anschließender Konferenzschaltung für persönliche Fragen zu Wort. Sie schilderte eindrücklich ihre Lebensgeschichte: wie sie bereits mit drei Jahren aus dem Elternhaus in eine Institution aufgenommen wurde, wie ihr immer wieder gesagt wurde, sie sei aufgrund ihres hohen Unterstützungsbedarfs nicht für einen Bürojob oder eine eigene Wohnung bereit… eine Geschichte, wie viele Menschen mit Behinderung sie kennen. Zum Glück hat Frau Rauchbergers Geschichte ein Happy-End: Seit einigen Jahren lebt sie mit Unterstützung durch Persönliche Assistenz in einer eigenen Wohnung – seit kurzem mit ihrem Partner.

Auch in Petra Fliegers Vortrag hörte das Publikum zahlreiche Beispiele von institutioneller Unterbringung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Wie schädlich solche Lebensgeschichten für physische und psychische Gesundheit sind, belegte Frau Flieger mit Ergebnissen wissenschaftlicher Studien. Anhand von Fotos kürzlich renovierter oder gar neu gebauter Institutionen in Österreich zeigte die Vortragende einen großen Widerspruch auf: obwohl das Land sich der Umsetzung des Art. 19 der UN-Behindertenrechtskonvention verschrieben hat, werden noch immer große Mengen an Geld in die Erhaltung von Institutionen gesteckt!

Im letzten Themenblock bekam das Publikum Einblicke in die Praxis: Bettina Bauer und Philipp Schwab von Alpha Nova, Tobias Polsfuß von Wohn:sinn und Stephan Wagenhofer von iwi stellten unterschiedliche Konzepte für de-institutionalisiertes Wohnen vor. Konkret ging es um zwei inklusive Wohngemeinschaften – jedoch mit verschiedenen zugrundeliegenden Konzepten – und ein Bündnis für inklusives Wohnen im deutschsprachigen Raum.  

Den thematischen Abschluss bildete eine angeregte Podiumsdiskussion mit sechs Vertreter:innen aus verschiedensten Bereichen. Für einen rockigen Ausklang sorgte die Band „Monkeys of Earth“ mit einem Konzert, zu dem nach dem langen Sitzen noch einmal richtig das Tanzbein geschwungen werden konnte.

Übrigens: Die gesamte Veranstaltung wurde auch von Alexander Czernin in Form eines Graphic Recordings dokumentiert.

 

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